Full text: Europäischer Geschichtskalender. Elfter Jahrgang. 1870. (11)

216 Die süddeutschen Staaten. 
nur zu einer föderativen Einigung Deutschlands, wobei Bayerns 
Selbständigkeit unangetastet bleibe, die Hand zu bieten. 
— Oct. Auf Anregung Württembergs verständigen sich dieses und Baden 
mit Preußen, die weiteren Verhandlungen über den Anschluß an 
den norddeutschen Bund nach Versailles zu verlegen. Nach einigem 
Zögern enschließt sich auch Hessen, zuletzt auch Bayern dazu. 
17. „ (Württemberg). Die Kammern werden auf den 21. d. M. 
einberufen. 
19. „ (Hessen). Erlaß eines landesherrlichen Edicts, die Verfassung 
der evangelischen Kirche des Großherzogthums betreffend: 
„Um für die evangelischen Gemeinden Unseres Großherzogthums, der von 
Uns kundgegebenen Absicht gemäß, eine presbyterial-synodale Verfassung auf 
Grund kirchlicher Selbständigkeit herbeizuführen, haben Wir durch Unsere kirch- 
lichen Behörden den Entwurf einer solchen Verfassung ausarbeiten lassen, und 
diesem in der Fassung, wie er nachstehend folgt, Unsere Genehmigung ertheilt. 
Zugleich haben Wir Unser Ministerium des Innern beauftragt, nach Maßgabe 
der in diesem Verfassungsentwurf enthaltenen Bestimmungen die erforderlichen 
Anordnungen zur Wahl der provisorisch zu bildenden Kirchenvorstände zu 
trefsen und, nachdem diese sämmtlich gebildet sein werden, die Dekanatssynoden 
zu bilden und einzuberufen, damit diese nach Maßgabe der für die Bildung 
der Landessynode getroffenen Bestimmungen die Mitglieder einer außerordent- 
lichen Synode wählen, welcher der Entwurf der Kirchenverfassung zur begut- 
achtenden Berathung vorgelegt werden soll. Urkundlich 2c.“ Es folgt hierauf 
der 108 Paragraphen umfassende Entwurf. Von den Schlußbestimmungen 
lautet der letzte Paragraph: In Bezug auf die Aufbringung der Mittel zur 
Befriedigung der localen kirchlichen Bedürfnisse bleibt es vorerst bei den be- 
stehenden Bestimmungen. Die Art und Weise der Aufbringung der Mittel 
zur Bestreitung der allgemeinen Lasten wird durch ein besonderes Gesetz ge- 
ordnet werden. 
20. „ (Bayern). In einer Versammlung der patriotischen Partei in 
München macht der Abg. Dr. Sepp folgende Enthüllungen über die 
Vorgänge innerhalb der Partei am 18. und 19. Juli: 
Die Patrioten ständen sich nicht in feindseliger Spaltung gegenüber, son- 
dern seien bei der Abstimmung am 19. Juli von den Ereignissen überrumpelt 
worden. In der Clubberathung am Vorabend haben sich die Anwesenden das 
Wort gegeben, für bewaffnete Neutralität zu stimmen, nachdem aus ministe- 
riellem Munde bekannt war, daß Frankreich die Neutralität anerkenne und 
man das Gleiche von Preußen erwarte. Man denke! an demselben Tage er- 
folgte die französische Kriegserklärung, hielt der König von Preußen seine 
Thronrede, worin er die Hilfe und Heeresfolge von Süddeutschland in An- 
spruch nahm (sie wurde vor der Sitzung im Vorzimmer des Ständehauses 
verlesen) — und vom Ministertisch erging die Mittheilung an die Umstehenden: 
Der Angriff auf deutsches Gebiet sei bereits erfolgt, also der Fall des Schutz- 
und Trutzbündnisses gegeben und von Sr. Maj. dem Könige und den Mini- 
stern anerkannt. So kam es Schlag auf Schlag; nicht alle nahmen davon 
Notiz oder berechneten in der Eile, daß unsere Neutralität gar keinen Boden 
mehr habe, und der Wechsel der Situation die Ausführung des Clubbeschlusses 
zur Unmöglichkeit mache. 
Die „Donau-Zeitung“ der HH. Bucher, Lucas, Greil 2c., des
	        
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