Allgemeine Chronik. 17
gegen die Gewaltthat fremder Eroberer kämpfen und in diesem Kampfe, in
dem wir kein anderes Ziel verfolgen, als den Frieden Europa's dauernd zu
sichern, wird Gott mit uns sein, wie er mit unseren Vätern war.“ Die Re-
gierung verlangt vom Neichstag einen Kriegscredit von 120 Mill. Thlrn.
19. Juli. (Deutschland — Bayern). II. Kammer: Der Referent Jörg trägt im
Namen der Commission darauf an, den von der Regierung geforderten außer-
ordentlichen Militärcredit zu bewilligen, aber nur „zur Aufrechthaltung. bewaff-
neter Neutralität gegenüber den Kriegsereignissen zwischen Preußen und Frank-
reich."“ Die Regierung verlangt die Bewilligung für Eintritt in den Krieg
an der Seite Preußens. Ein Theil der patriotischen Partei tritt auf Seite
der Regierung. Der Ausschußantrag wird mit 89 gegen 58 Stimmen ab-
gelehnt und die Forderung der Regierung mit 101 gegen 47 Stimmen be-
willigt. Die I. Kammer tritt dem Beschlusse ohne Debatte einstimmig bei.
„ „ (England) verkündet seine Neutralität in dem ausgebrochenen Kriege zwi-
schen Frankreich und Deutschland.
„ „. (Schweiz). Der Bundesrath bietet zur Wahrung der Neutralität gegen-
über dem deutsch-französischen Kriege Truppen auf und läßt Basel stark be-
setzen. Gleichzeitig regt er auch die Neutralität Nordsavoyens wieder an.
20. „ (Nordd. Bund). Der Reichstag nimmt einstimmig und ohne Debatte
eine Antwortsadresse auf die Thronrede des Königs von Preußen an, in der
er sein Vertrauen ausdrückt „zu dem greisen Heldenkönig, der berufen ist, den
Kampf seiner Jünglingszeit am Abend seines Lebens zu beendigen“ und die
Hoffnung ausspricht, daß „die Tapferkeit der bewaffneten Brüder es nicht dul-
den werde, daß ein fremder Eroberer dem deutschen Mann den Nacken beuge“,
sowie die weitere Hoffnung, daß „das deutsche Volk auf der Walstatt den
Boden der Einigung finden werde", und bewilligt den geforderten Kriegscredit
ebenfalls einstimmig und ebenfalls ohne Debatle.
„ „ (Deutschland — Hessen). Beide Kammern bewilligen einstimmig den
von der Regierung geforderten Militärcredit für Eintreten in den Krieg an
der Seite Preußens.
„ „. (Frankreich). Der gesetzgeb. Körper votirt einstimmig das Budget für
1871; die Opposition enthält sich der Abstimmung.
„ „ (Griechenland). Das ganze Cabinet Zaimis gibt in Folge der Differen-
zen mit England wegen der Marathon-Affaire seine Entlassung.
21. „ (Nordd. Bund: Preußen). Der König ordnet auf den 27. d. M. einen
allgemeinen außerordentlichen Bettag an.
½ k g(Frankreich) Ein kaiserliches Decret schließt die Session des gesetzgeb.
örpers.
22. „ (Deutschland — Württemberg). Die II. Kammer bewilligt den von
der Regierung geforderten Militärcredit behufs Eintretens in den Krieg an
der Seite Preußens mit allen gegen 1 Stimme. Die Volkspartei verzichtet
auf einen Antrag für Einhaltung bloßer Neutralität, nachdem in Bayern die
patriotische Partei mit demselben unterlegen ist.
„ „ (Frankreich). Der Kaiser empfängt in den Tuilerien auch den gesetzgeb.
Körper; es sind nahe an 200 Deputirte erschienen.
„ „. (Schweiz). Beide eidgenössische Räthe genehmigen die Verträge mit Italien
und dem norddeutschen Bunde behufs Herstellung einer Gotthardbahn.
23. „ (Frankreich). Der Kaiser erläßt eine Proclamation an die Franzosen
s—1 die Kaiserin zur Regentin für die Dauer seiner Abwesenheit
im Felde.
„ (Nußland) erklärt sich im deutsch-französischen Kriege für neutral.
„ „ (Schweiz). Beide Räthe setzen Commissionen nieder behufs umfassender
Prüfung der bundesräthlichen Vorschläge für eine Revision der Bundesver-
fassung.
24. „ n—em Frankreich notifizirt den Mächten die bevorstehende Blokade
der deutschen Nord= und Ostseeküsten an. Für den möglichsten Schutz dieser
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