29.
31.
—
i
n
Allgemeine Chronik. 19
reichs, unmittelbar vor den Ereignissen von 1866 sich mit Preußen in der
Weise zu verständigen, daß die Rheinprovinz, die bayer. Rheinpfalz und Hessen-
Darmstadt Frankreich Preis gegeben worden wären, und wonach dieses bereits
auch seine Augen auf die französische Schweiz und das nicht eigentlich italie-
nische Piemont geworfen hatte.
Juli. (Frankreich). Benedetti weiß den Enthüllungen Bismarcks bez. der fran-
zösischen Gelüste auf Belgien und dem von seiner Hand und auf das Papier
seiner Botschaft geschriebenen Vertragsentwurf nichts anderes entgegenzusetzen,
als daß er lediglich die Ideen des norddeutschen Bundeskanzlers zu Papier
gebracht und „gewissermaßen unter seinem Dictat geschrieben habe“. Selbst
die französische Presse findet das allzu stark und wirft ihn zu den Todten.
„ (Oesterreich Ungarn: Oesterreich). Der Kaiser verfügt nun doch auch
die Auflösung des böhmischen Landtags und die Neuwahl desselben, nach den
Münschen der Cezechen.
„ (Spanien). Ein neuerdings versuchter carlistischer Aufstand in den baski-
schen Provinzen scheitert wiederum ziemlich jämmerlich.
„ (Frankreich). Die französischen Occupationstruppen fangen an, den Kirchen-
staat zu räumen und sich in Civitavecchia einzuschiffen.
„ (Oesterreich Ungarn). Durch ein kais. Handschreiben wird das Concordat
mit Nom, in Folge des Infallibilitätsdogma's, ganz aufgehoben und dieser
Schritt der päpstlichen Curie notifizirt.
„ (England) kündigt, in Folge der preußischen Enthüllungen über die Gelüste
Frankreichs nach Belgien, Frankreich und Preußen an, daß, wenn einer der
beiden kriegführenden Theile die Neutralität Belgiens mißachten sollte, es mit
dem andern zum Schutze Belgiens cooperiren würde, ohne jedoch an dem
Kriege weiter sich zu betheiligen.
„ (Deutschland). Der König von Preußen geht zur Armee ab.
„ (Oeutschland). Die Stimmung in Deutschland ist eine entschlossene, aber
auch wesentlich beruhigte. Die ursprüngliche Erwartung, daß Frankreich un-
mittelbar nach der Kriegserklärung bereit und gewillt sei, mit einer starken
Armee in Süddeutschland einzubrechen, ist beseitigt. Die deutschen Armeen
gehen ihrer vollständigen Aufstellung an der französischen Grenze rasch ent-
gegen. Die Ankunft der französischen Flotte in der Nord= und Ostsee wird
mit ziemlicher Nuhe gewärtigt, da man weiß, daß sie kein Landungscorps mit
sich bringt. Dänemark und sämmtliche Großmächte haben sich dem bevor-
stehenden Kriege gegenüber neutral erklärt: Deutschland und Frankreich stehen
sich allein gegenüber.
„ (Oesterreich-Ungarn) rüstet mit großem Eifer, ohne daß schon klar wäre,
in welcher Absicht. Die öffentliche Meinung in den deutschen Provinzen steht
mehr und mehr auf deutscher Seite, diejenige der Slaven dagegen überall
und entschieden auf Seite der Franzosen.
. Aug. (Frankreich). Die Mobilgarden des Seine-Departements, ins Lager
von Chalons geschickt, erweisen sich alsbald als militärisch unbrauchbar.
„ (England). Die Regierung verlangt vom Parlament die Verstärkung
der Armee um 20,000 Mann.
„ (Deutsch-franz. Krieg). Die Franzosen besetzen unter den Augen des
Kaisers und des k. Prinzen Saarbrücken., Die kleine preuß. Besatzung zieht
sich zurück. Siegestelegramme gehen nach Paris ab.
„ (Italien u. Frankreich). Frankreich notifizirt Italien den Abzug seiner
Truppen aus Rom und seine Rückkehr zur September-Convention. Italien
erklärt sich damit einverstanden.
„ (Belgien]. Bei der Neuwahl beider Kammern siegt die katholische Partei
neuerdings und ganz entschieden über die liberale. ·
,(Ftankreich).EineCirculardepeschesGramontssuchtdieEnthüllungen
Preußens bez. der Gelüste Frankreichs nach Belgien, nach Luxemburg, nach
2*