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Spanien.
Anleihe her noch im Portefeuille des Finanzministers verblieben oder
in der Depositenkasse vorhanden sind, behufs Deckung des Defizits
zu begeben. Die Unionisten widersetzen sich dem Verlangen, unter-
liegen aber mit 116 gegen 123 Stimmen. Topete tritt in Folge
davon aus dem Ministerium. Zwischen den beiden Parteien der
Unionisten und Progressisten, der beiden bisherigen Stützen der Re-
gierung, tritt momentan ein entschiedener Bruch ein.
19. März. Die officielle Gaceta veröffentlicht ein Decret der Regierung,
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welches den Clerus verpflichtet, binnen zwei Monaten den Verfassungs-
eid zu leisten.
„ Die Cortes genehmigen nach längeren Verhandlungen schließlich
ein neues Heeresgesetz nach dem Vorschlage Prims.
Die wesentlichen Bestimmungen desselben sind folgende: Jeder Spanier ist
nach vollendetem 20. Jahre militärpflichtig, doch wird das Heer zunächst aus
den freiwillig Angeworbenen gebildet, welche sich für ein Minimum von vier
Jahren verbindlich machen müssen. Reicht die Zahl der Angeworbenen nicht
zur Deckung des alljährlich von den Cortes zu bestimmenden Contingents hin,
so wird zur Ergänzung desselben eine Ausloosung unter den Dienstpflichtigen
vorgenommen, doch können die vom Loos Getroffenen Ersatzmänner stellen.
Die Dienstzeit beträgt rechtlich vier Jahre in der Linie und zwei Jahre in der
ersten Reserve. Alle Spanier, die nicht in der Linie dienen, treten sofort in
die zweite Reserve ein, welcher sie sechs Jahre angehören; diese zweite Reserve
wird jedoch nicht eingeübt, und kann nur durch ein Gesetz einberufen werden.
Für das gegenwärtige Jahr ist das Contingent auf 40,000 Mann festgesetzt.
(a 1
5.—9. April. Gelegenheitlich der Conscription bricht in Barcelona ein
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Aufstand aus, der jedoch von den Truppen unterdrückt wirb.
Nach längerem Zögern wird schließlich gegen den Herzog v. Mont-
pensier wegen seines Duells mit dem Infanten Enrique doch eine
Untersuchung eingeleitet, und erhält derselbe zunächst Hausarrest.
„ Montpensier wird zu einmonatlicher Entfernung von Madrid und
zu 30,000 Fr. Schadenersatz an die Hinterlassenen des Infanten
Enrique verurtheilt.
„ VBiele Priester verweigern den von ihnen geforderten Verfassungs-
eid. Von den Bischöfen leistet ihn nur der Erzbischof von Toledo.
Die übrigen verweigern ihn von Nom aus.
Mai. Cortes: Die Wahl eines Königs wird wieder angeregt.
Der Abg. Ardanaz räth der Versammlung, rasch zur Wahl eines Königs
zu schreiten, da doch zwei Throncandidaten, der Herzog v. Montpensier und
Espartero, da seien. Marschall. Prim entgegnet: jedermann wünsche die
provisorischen Zustände im Rücken zu haben; seine Bemühungen, Spanien
einen König zu geben, seien aber bisher fruchtlos gewesen. Es sei aller-
dings erforderlich, daß die Cortes ihre constitutionelle Mission zu Ende führen,
ehe sie auseinander gehen; er wisse aber nicht, ob dem. Bauganzen die Krone
werde aufgesetzt werden können, wie Hr. Ardanaz es wünsche. Marschall Prim
fügt hinzu: er sei nicht gegen eine Lösung. Aber er äußert wiederholt, daß
er bezüglich der Monarchenfrage nicht geschlagen sein wolle. Er betheuert die