Full text: Europäischer Geschichtskalender. Elfter Jahrgang. 1870. (11)

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Spanien. 
Anleihe her noch im Portefeuille des Finanzministers verblieben oder 
in der Depositenkasse vorhanden sind, behufs Deckung des Defizits 
zu begeben. Die Unionisten widersetzen sich dem Verlangen, unter- 
liegen aber mit 116 gegen 123 Stimmen. Topete tritt in Folge 
davon aus dem Ministerium. Zwischen den beiden Parteien der 
Unionisten und Progressisten, der beiden bisherigen Stützen der Re- 
gierung, tritt momentan ein entschiedener Bruch ein. 
19. März. Die officielle Gaceta veröffentlicht ein Decret der Regierung, 
25. 
welches den Clerus verpflichtet, binnen zwei Monaten den Verfassungs- 
eid zu leisten. 
„ Die Cortes genehmigen nach längeren Verhandlungen schließlich 
ein neues Heeresgesetz nach dem Vorschlage Prims. 
Die wesentlichen Bestimmungen desselben sind folgende: Jeder Spanier ist 
nach vollendetem 20. Jahre militärpflichtig, doch wird das Heer zunächst aus 
den freiwillig Angeworbenen gebildet, welche sich für ein Minimum von vier 
Jahren verbindlich machen müssen. Reicht die Zahl der Angeworbenen nicht 
zur Deckung des alljährlich von den Cortes zu bestimmenden Contingents hin, 
so wird zur Ergänzung desselben eine Ausloosung unter den Dienstpflichtigen 
vorgenommen, doch können die vom Loos Getroffenen Ersatzmänner stellen. 
Die Dienstzeit beträgt rechtlich vier Jahre in der Linie und zwei Jahre in der 
ersten Reserve. Alle Spanier, die nicht in der Linie dienen, treten sofort in 
die zweite Reserve ein, welcher sie sechs Jahre angehören; diese zweite Reserve 
wird jedoch nicht eingeübt, und kann nur durch ein Gesetz einberufen werden. 
Für das gegenwärtige Jahr ist das Contingent auf 40,000 Mann festgesetzt. 
(a 1 
5.—9. April. Gelegenheitlich der Conscription bricht in Barcelona ein 
7. 
12. 
Aufstand aus, der jedoch von den Truppen unterdrückt wirb. 
Nach längerem Zögern wird schließlich gegen den Herzog v. Mont- 
pensier wegen seines Duells mit dem Infanten Enrique doch eine 
Untersuchung eingeleitet, und erhält derselbe zunächst Hausarrest. 
„ Montpensier wird zu einmonatlicher Entfernung von Madrid und 
zu 30,000 Fr. Schadenersatz an die Hinterlassenen des Infanten 
Enrique verurtheilt. 
„ VBiele Priester verweigern den von ihnen geforderten Verfassungs- 
eid. Von den Bischöfen leistet ihn nur der Erzbischof von Toledo. 
Die übrigen verweigern ihn von Nom aus. 
Mai. Cortes: Die Wahl eines Königs wird wieder angeregt. 
Der Abg. Ardanaz räth der Versammlung, rasch zur Wahl eines Königs 
zu schreiten, da doch zwei Throncandidaten, der Herzog v. Montpensier und 
Espartero, da seien. Marschall. Prim entgegnet: jedermann wünsche die 
provisorischen Zustände im Rücken zu haben; seine Bemühungen, Spanien 
einen König zu geben, seien aber bisher fruchtlos gewesen. Es sei aller- 
dings erforderlich, daß die Cortes ihre constitutionelle Mission zu Ende führen, 
ehe sie auseinander gehen; er wisse aber nicht, ob dem. Bauganzen die Krone 
werde aufgesetzt werden können, wie Hr. Ardanaz es wünsche. Marschall Prim 
fügt hinzu: er sei nicht gegen eine Lösung. Aber er äußert wiederholt, daß 
er bezüglich der Monarchenfrage nicht geschlagen sein wolle. Er betheuert die
	        
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