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auf die Wahrung der nationalen Interessen bezüglich Noms Acht haben werde.
Die römische Frage lasse sich nicht mit Gewalt lösen. Die Zukunft Noms
hänge davon ab, daß Italien die übrigen Nationen von seiner Aufrichtigkeit
und von seinen guten Absichten überzeuge... Der Minnister stellt ferner auf
das entschiedenste jede Absicht Preußens, in der römischen Frage zu interveni-
ren, in Abrede: Der preußische Gesandte habe versichert, daß der Nordbund
heute iwie immer die Politik der Rückhaltung beobachte, welche ihm nicht er-
laube, sich in Fragen zu mischen, die bloß die ikalienischen Interessen angehen.
Endlich versichert Vivconti, daß angesichts des deutsch-französischen Conflicts
die Politik des italienischen Cabinets auch nicht einen Augenblick lang incon-
sequent oder ungewiß gewesen sei. Italien sei nicht aus den Grenzen der streng-
sten Neutralität gewichen, und diese Politik habe seinen Interessen sowie denen
der Cidilisation und der Gerechtigkeit entsprochen. Die Neutralität habe in-
dessen Italien nicht in seiner Freiheit des Handelns beeinträchtigt, und es habe
gehandelt zu dem Ende, daß sein Wort wiege in der Wagschale Curopa's.
Eine iisolirte und müßige Neutralität zieme sich nicht. Italien habe mit Oester-
reich Mittheilungen gewechselt, welche dazu beigetragen hätten, das gute Ver-
hältniß zwischen beiden Staaten noch zu verbessern. Mit England habe Italien
ein Uebereinkommen geschlossen, kraft dessen beide sich verpflichtet hätten, die
Neutralität nicht aufzugeben, ohne sich vorher ihre Beweggründe mitzutheilen.
Dies sei der einzige Vertrag, den Italien eingegangen hat. (Lebhaftester Beifall
der ganzen Kammer.) Die Regierung habe die übrigen neutralen Großmächte
zum Beitritt eingeladen, und Rußland sei in der That beigetreten. Das
Uebereinkommen vermöge ein schnelleres Ende des Krieges herbeizuführen, allein
über die bereits gemachten oder künftigen Mediationsversuche sei er aus leicht
begreiflichen Gründen jetzt nicht im Stande, sich auszusprechen. ç
*Irn der Debatte verlangt die Linke entschieden die Kündigung der September-
convention und die sofortige Besetzung Roms. Die Richte will davon nichts
wissen, gibt aber deutlich zu verstehen, daß man vielleicht schon bald auf rechten
Wegen in die heil. Stadt einziehen werde, was der Berichterstatler der Com-
nnission näher dahin präcisirt: daß der Congreß der europäischen Mächte, wel-
cher vielleicht demnächst zusammentreten dürfte, auch die römische Frage in er-
kreulicher Weise zu erledigen vermöchte. Schließlich wird mit 214 gegen 152
Stimmen der Commissionsantrag angenommen: „Die Kammer billigt die po-
litische Haltung des Ministeriums, und vertraut darauf, daß dasselbe sich be-
mühen wird, die römische Frage in Gemäßheit der nationalen Wünsche (as-
pirazioni) zu lösen.“ Bemerkenswerth ist, daß in diesem Beschluß die Worte
fehlen: „in Gemäßheit der nationalen Wünsche und des Beschlusses des Par-
laments“, wie es sonst zu heißen pflegt. Das Parlament beschloß am 25. März
1861 nicht nur, daß Rom italienisch, sondern auch, daß es die italienische
Hauptstadt werden solle.
Der Credit von 40 Mill. wird mit 216 gegen 77 Stimmen bewilligt.
Aug. Dic Negierung wird von der Linken durch einen immer stei-
genden Druck zu einem Beschlusse bez. Noms gedrängt. Eine von
der letzteren niedergesetzte Commission beschließt, die Linke solle in
corpore ihre Demission geben. Minister Sella erscheint aus eigenem
Antriebe in der Commission und gibt so beruhigende Zusicherungen,
daß die Ausführung des Beschlusses vorerst wenigstens verschoben wird.
„ Minghetti geht in diplomatischer Mission nach Wien ab.
„ Der Justizminister Naeli befiehlt sämmtlichen Gerichtsbehörden
für den Fall, daß Bischöfe oder Pfarrer das Dogma der päpstlichen
Unfehlbarkeit publiciren sollten, die größte Achtsamkeit, sofortige Be-