Full text: Europäischer Geschichtskalender. Elfter Jahrgang. 1870. (11)

Der deutsch-franfösische Krieg. 531 
Unter den drei deutschen Armeen, von denen Ende Juli die erste 
unter Steinmetz bei Trier, die zweite unter Prinz Friedrich Karl bei Kai- 
serslautern stand, begann die dritte unter dem Kronprinzen am 4. August 
den Vormarsch gegen die Lauter, um nach Vernichtung des rechten fran- 
zösischen Flügels die große Rechtsschwenkung vorzunehmen, welche das 
deutsche Heer zur Umfassung des französischen führen sollte. 
Der glänzende Sieg der Bayern und Preußen bei Weißenburg 
und dem Gaisberg am 4. August, wo die Division Douay vom Mac 
Mahon'schen Corps trotz einer ausgezeichneten Stellung, trotz Turcos, Mi- 
trailleusen und Chassepots durch die ungestüme Tapferkeit der deutschen 
Bataillone zertrümmert ward, zerstörte den Nimbus der französischen Un- 
besiegbarkeit und eröffnete durch einen verheißungsvollen Anfang eine Reihe 
von Waffenthaten, deren Gleichen die Geschichte nie gesehen hat. Zwei 
Tage darauf maß sich die dritte Armee mit dem 55,000 Mann starken 
Gros des Corps, dessen Vorhut am 4. August geschlagen worden war. 
Das CorpsMac Mahon's enthielt unstreitig, nächst der Kaisergarde, die 
Auslese des französischen Heeres, und an seiner Spitze befehligte der ein- 
zige Marschall des Kaiserreichs, der als Charakter und Soldat Vertrauen 
und Liebe bei den Truppen in hervorragendem Maße genoß. Diesem Um- 
stande allein dankte Mac Mahon, seinem eigenen Zugeständniß zufolge, 
ein Commando, das der Kaiser sonst einer minder unabhängigen Perfön= 
lichkeit weit lieber übertragen haben würde. Auf die Nachricht von Douay's 
Niederlage war Mac Mahon von Hagenau nach Reichshofen geeilt und 
hatte nach flüchtiger Recognoscirung bei Fröschweiler den Kampfplatz 
gewählt, auf dem sein Armeecorps mit weit zurückgebogenen Flügeln in 
ciner galgenförmigen Aufstellung am 6. August in den Kampf trat. Die 
Schlacht begann mit einem heftigen Gefechte, das zwischen der 21. Di- 
vision des XI. deutschen Corps und den hinter Gunstett stehenden Fran- 
zosen entbrannte. Um 10 Uhr griff die Artillerie des V. Corps (v. Kirch- 
bach) in den Kampf ein, eine Stunde darauf stürmte die Infanterie seiner 
Avantgarde Wörth mit dem Bajonnet und vertheidigte die Position gegen 
zwei nachdrückliche Gegenstöße der Franzosen. Inzwischen hatte das XI. 
Corps (v. Bose). Gunstett an der Sauer genommen und um 1 Uhr 
das allgemeine Vorrücken gegen Morsbronn und den Niederwald begonnen. 
Morsbronn ward durch die Gothaer und Meininger im ersten Anlauf er- 
stürmt und zwei wüthende Angriffe von Kürassieren, Uhlanen und Drago- 
nern mit vernichtendem Schnellfeuer zurückgewiesen, während das 83, und 
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