England. 549
derselbe Lord im Unterhaus erklärte, diese Garantie Aller habe den großen
Vortheil, daß keiner der Unterzeichner verpflichtet sei, sie durch die That
zu vertreten. Da rief die Kreuzzeitung in gerechter Entrüstung den Eng-
ländern zu: „Bindet euch -Besen vom Ginsterbusch der Plantagenets und
verkauft euren Shakespeare an den Käskrämer, wenn ihr idie Enkel euter
Ahnen nicht mehr zu sein gewillt seid.“ Die Lorbceren, die das Jahr
1867 den Tories gebracht, sollten die Whigs sich im Jahre 1870 pflücken.
Die englische Regierung bekannte offen, die Wendung des Juli 1870 habe
sie tödtlich überrascht. Das war der ganzen Welt so gegangen. Je über-
raschender, je unbegreiflicher aber dieser Kriegsfall war, deslo klarer mußte
auch den Leukern eines Großstaats sein, daß es sich hier nicht um eine
deutsche, sondern um eine eurbpäische Frage handle, um einen= Friedens-
bruch, der die ganze gesittete Welt gleichmäßig bedrohe und danach muß-
ten sie mit Entschiedenheit zu handeln wissen, wenn sie nicht verschulden
wollten, nachher bei dem Sieger nie wieder Gehör zu finden. Die elig-
lische Diplomatie ging darauf aus, den Frieden zu erhalten. Was that
sie zu dem Zweck? Sie unterstützte die Forderungen Frankreichs; die
Preußen zum Kriege der Nothwehr treiben mußten. Daß Preußen als
Staat mit der spanischen Candidatur eines in Madrid freigewählten Prin:
zen, der ein Verwandter des Kaisers Napoleon wvar, schlechterdings gar
nichts zu schaffen hatte, war sonnenklar für Jeden, det sehen wollte.
Gleichwohl verlangt England mit dem Herzog von Gramont, daß der
König die Candidatur verbicte. Es war noch klarer, daß wenn Gramont
mit dem freiwilligen Rücktritt des Prinzen sich nicht begnügte, er eben den
Krieg wolle um jeden Preis. Nichts desto weniger unterstützte England
das impertinente Verlangen, daß der König brieflich Abbitte leiste und für
die Zukunft schimpfliche Versprechungen mache. Es war ferner klar, daß
eine Macht, die trotz der Erfüllung ihres ursprünglichen Verlangens mit
blinder' Wuth sich in den ruchlosesten aller Raubkriege stürzte, nach dem
Siege keine Art von Recht und Vertrag, am allerwenigsten die Neutralität
Belgiens achten werde, auf dessen Einverleibung seit Jahren sein ganzes
Absehen gerichtet gewesen war, daß mithin die Macht, die außer einer
ausdrücklichen Vertragspflicht ein Lebensinteresse in Belgiens Neutralität zu
wahren hatte, nur durch energisches Mitwirken an der Niederwerfung des
gemeinsamen Feindes erzielen konnte, was sie sich selber schuldig war.
Statt dessen begnügte sich die Regierung Gladstone-Granville mit einem
Stück Papier über die Achtung der Neutralität Belgiens, das von Preu-