Spanien u. Portugal. 551
Diplomatie waren nach demselben, Schema gearbeitet: zu Anfang lebhafter
Protest gegen Art und Ton)des russischen Begehrens und dann Augsdrücke
der zentschiedensten Neigung zur Nachgiebigkeit in der Sache. Dem Für-
sten Gortschakoff wurde rund heraus gesagt, es sei, unter gehildeten, Men-
schen gegen alle Lebensart, so grob mit der Thür ins Haus zu poltern;
hätte, es ihm gefallen, erst höflich an der Thür zu klopfen, so würde es
amzeinem verbindlichen Herein ! nicht gefehlt haben. Den Willen, in der
Sache nachzugeben, hatte Graf Beust schon 1867 in Petersburg kund-
gegeben, damals offenbar, um Rußland von Preußen ab und in die
entente cordiale zwischen Oesterreich und Frankreich herüberzuziehen. Ruß-
land hatte dags sehr kühl aufgenommen. Jetzt erlebte Graf Beust den
Schmerz, daß sein; eigener Gedanke in der für ihn feindseligsten Weise
wieder aufgenonmnen ward, aber zum Kriege, hatte Niemand Lust und mit
wahrer Wonne gingen, alle Theile auf den Vorschlag des. Grafen Bis-
marck (26. November) ein, die Sache auf einer Conferenz zu London aus-
zutragen, die denn auch im Anfang des folgenden Jahres damit endete,
daß Rußland Alles erlangte, was es gewollt.
Den Siegen der deutschen Waffen dankte Spanien die Freiheit
seiner Selbstbestimmung, die ihm Frankreich seit der, Septemberrevolution
ungupfhörlich gestört und verkümmert hatte. Am 46. November wählten
die Cortes mit ziemlich bedentender Mehrheit den Herzog von Aosta zum
König von Spanjen, gber am Tage, da der Erwählte der Cortes im
Hafen zu Cartagena seinen Fuß auf spanischen Boden setzte, erlag der
Urheber seiner Wghl, Juan Prim, Graf von Reus, den Wunden, die
shm ein paar Meuchelmörder bei der Rückkehr aus der Sitzung der Cortes
am 27. December beigebracht hatten (30. Dec.).
Für Spaniens Nachbarland Portugal war das Jahr 1870 eine
Zeit schwerer innerer Wirren. Die Verwaltung des Herzogs von Loulé
hatte gegen die Opposition der Kammer, durch Auflösung der Cortes und
Anordnung von Neuwahlen, am 24. Januar an das Land Verufung ein-
Felegt. Ein wahrhaft glänzender Wahlsieg ward dem Ministerium zu
Theil und die also, wie es schien, gewaltig verstärkte Regierung ward am
19. Mai am hellen Tage beseitigt durch einen militärischen Staatsstreich des
Herzogs v. Saldanha, der den König im Palast überfallen und während
seine Bajonnette die Hauptstadt im Zaume hielten, genöthigt hatte, ihn zum
Ministerpräsidenten zu ernennen. Die protestirenden Kammern wurden
vertagt, wieder vertagt und endlich aufgelöst (26. Juli), der Sieger des