560 Nebersicht der Ereignisse des Jahres 1870.
unter Befehl des Generals Bourbaki sofort nachführen. Der Admiral
Bouöt-Willaumez fand, daß in Cherbourg nicht viel weniger als Alles
fehle, nicht einmal sein Admiralsschiff war in Dienst gestellt. Statt 14
Panzerschiffen erhielt er bloß 7 und einen einzigen Dampfaviso. Damit
sollte er sich zuerst nach dem Sund verfügen, die Thetis nach Kopenhagen
absenden, Nachts vor die Jade zurückkehren, das preußische Geschwader
zu blokiren. Dorthin würden ihm die Verstärkungen sowie die Truppen
nachgesandt werden. Dann sollte er den Contre-Admiral Dieudonné vor
der Jade lassen und mit den anderen Schiffen nach der Ostsee gehen.
Für diese Fahrten hatte man sich der Hilfe der Dänen versichert.
Es wirft ein eigenthümliches Licht auf die Ehrlichkeit der dä-
nischen Neutralität, wenn wir im Moniteur, dem wir dies Alles
entnehmen, lesen: „Ein Capitän, Herr v. Champeau, war nach Däne-
mark gesandt, und Dank seinem Eifer und seinem Verstande, waren die
dänischen Lootsen bereit, unseren Geschwadern ihre Mitwirkung zu
leihen; die Küstenwächter in Jütland hatten Instructionen em-
pfangen (von wem?), welche ihnen erlaubten, mit uns mittelst ge-
heimer Signale zu correspondiren, und die Bucht von Kieje,
südlich von Kopenhagen, im Osten der Insel Seeland, war als Ort der
Verproviantirung gewählt.“"
Der Vice-Admiral Bouöt-Willaumez machte sich mit dem Gedanken
auf den Weg, den „König Wilhelm“ irgendwo mit einem vernichtenden
Stoß zu treffen; zu bedauern war nur, daß das einzige ihm ebenbürtige
Panzerschiff, der „Rochambean“, „eines der furchtbarsten Zerstörungs= und
Vertheidigungswerkzeuge der Welt“, nicht seebereit war. Die Abfahrt fand
am 24. Juli statt und zwar in solcher Eile, daß man nicht einmal das
Eintreffen der dänischen Seekarten abwartete, ohne die man vor den Küsten,
wo alle Leuchtfeuer ausgelöscht waren, sich gar nicht zurechtfinden konnte.
Außerdem waren die Kohlenvorräthe und der Proviant unzureichend. Im
Skager-Rack empfing der Admiral, der nirgends etwas von deutschen Schiffen
gesehen hatte, am 28. Juli den Herrn v. Champeau, der ihn bat, in die
Ostsee einzulaufen. Der Admiral, der dazu nicht ermächtigt war, hatte
darüber eben nach Paris telegraphirt, als er ein Telegramm empfing mit
dem schlechthin unsinnigen Befehl, er solle einen Observationspunkt wäh-
len, der ihm gestatte, zugleich die dänische Neutralität zu achten,
die feindlichen Küsten zu überwachen und seine Schiffe mit Proviant zu
versehen". „Was für Befehle?"“ fragt der Moniteur. „Welch nutzloses