Full text: Europäischer Geschichtskalender. Elfter Jahrgang. 1870. (11)

Griechenland. — Amerika. 565 
Sachwaltern einer Nation lauschen, deren Boden bedeckt ist allüberall und 
allezeit von straflosen Verbrechen, deren historische Stätten den gebildeten 
Reisenden fast so unzugänglich sind, als eine Stadt der Tartarei. Die Zeit 
ist gekommen, diesem scandalösen Mißregiment ein Ende zu machen. Das 
war nicht die Absicht der drei Schutzmächte, innerhalb Europa's einen 
Staat zu schaffen, der ihnen und der Civilisation eine Schande sein sollte.“ 
Dasselbe Blatt stellte fünf Punkte als für die Regierung höchst erschwe- 
rende Umstände auf: 1) daß der Ausflug nach Marathon mit Wissen und 
Einwilligung der griechischen Regierung gemacht wurde; 2) daß die Ge- 
fangennahme der Gesellschaft in der Nähe Athens stattfand und das Löse- 
geld unverzüglich bereitgestellt wurde; 3) daß der griechischen Regierung 
deutlich vorgestellt worden war, daß jede Anwendung von Gewalt gegen 
die Räuber die Niedermetzelung der Gefangenen zur Folge haben würde, 
und daß sie darauf das Versprechen gab, die Räuber nicht zu belästi- 
gen, was diesen mitgetheilt wurde; 4) daß die Regierung, ihrem Ver- 
sprechen untreu, Truppen gegen die Räuber sandte und so die Mord- 
thaten hervorrief; 5) daß die Regierung die von den Näubern verlangte 
Amnestie, welche die Gefangenen errettet haben würde, verweigert habe 
„aus anscheinend unwesentlichen Gründen“, und dann durch den Angriff 
auf die Räuber alle Aussicht auf Rettung der Gefangenen vernichtet habe, 
wofür sie „nun ganz und allein dem englischen Volke verantwortlich“ sei. 
Vergessen war dabei nur, daß eine Regierung, die Räubern Amnestie ge- 
währt, sich selbst vernichtet, und daß die Freilassung der Gefangenen auch 
nach Ablieferung des Lösegeldes keineswegs unbedingt gewiß war. Die 
energischen Neclamationen Englands hatten den Rücktritt erst des Kriegs- 
ministers, nachher des ganzen Ministeriums zur Folge. Der Hinrichtung 
von 7 gefangenen Räubern der Marathonbande folgte eine Monstreunter- 
suchung gegen die Hehler und Mitschuldigen, nach der am 10. December 
nur Bauern und Hirten dem Schwurgericht überwiesen, die vornehmeren 
Angeklagten aber, denen man am allermeisten Durchstecherei mit dem Bri- 
gantenthum zutraute, freigesprochen wurden. Die Beschwerden des eng- 
lischen Gesandten führten am 17. December zu einem abermaligen Mi- 
nisterwechsel, der freilich an den äußeren Zuständen des unglücklichen Landes 
nicht das Mindeste änderte. 
Aus dem Staatsleben der Vereinigten Staaten von Nord- 
amerika sind schließlich drei hochbedeutsame Entscheidungen zu melden. 
Die Volksvertretung zu Washington verweigerte die Zustimmung zu
	        
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