98 Das deutsche Reich und seine einzelnen Elleder. (April 13—15.)
Hauses, seiner ihn kouseroatturn Stüten geleilet, es wäre der erste
schmerzliche Beginn des mir und der conservativen Partei
damals bei Gelegenheit der ges ich des Schulaussich „Gesetzes vielleicht
nicht eingetreten, es wäre vielleicht auch der Kampf mit der katholisch-römi-
schen Partei nicht so heftig geworden, wie er thatsächlich geworden ist, wenn
es eben mehrere unter Ihnen gegeben hätte, eine Mehrheit unter der conser-
vativen Partei, die dem Gedanken Auedruck gegeben, die den Gedanken hätte
hervortreten lassen, daß uns unser Evangelium, unsere durch den Papst be-
drohte und gesährdete Seligkeit — ich spreche es als evangelischer Christ
aus — höher steht, als eine augenblickliche politische Opposition gegen die
Regierung. rop dieß nicht geschah — ich will die betreffenden Heruen nicht
neunen, aber ich klage sie an, sie haben der Politik das Evangelium unier-
geordnet. Das Belenntniß zum Evangelium hat uns gefehlt; ich danke dem
Vorredner, daß er demselben einen so beredten Ausdruck gegeben hat; es hat
mich das mit herzlicher Freude erfüllt und es ist das eine Brüchke für
mich, um alte Beziehungen zur conservativen Partei, die nicht
ohne schwere bäebese mich haben zerrissen werden können,
um die wieder anzukn Ich kann denjenigen nicht als Bundes-
genossen betrachten, der sein evangelisches Bekenntuiß der Politik unterordnet.
Wo es sich um die Gesehgebung dandelt da ist es doch etwas sehr Gefähr-
liches, so zu verfahren, wie der Herr v. Kleist, der nur immer von der
bier sprach, die durch die gegenwörtige Gesetzgebung schwer geschädigt werden
soll. Für ihn ist also die katholische Kirche die Kcch Ich nehme an, er
ist nur unbewußt, aus einer gewissen zornigen Unzufriedenheit mit den ge-
genwärtigen Verhältnissen dazu gekommen, sich anzulehnen an alles das, was
unserem Staate, der doch nun einmal evangelisch ist, feindlich geblieben ist,
und alles als Vundesgenossen zu betrachten, was dem Evangelium entgegen-
tritt; ubmr geht dabei die evangelische ertenntni völlig verloren. Woas ist
denn die Kirche? Die kalholische Kirche ist der Papst! und wenn Sie von
den Rechten der katholischen Kirche sprechen, so drücken Sie sich jedenfalls
richtiger und zutreffender aus, wenn Sie sagen: die Rechte des Sen
dem Unfehlbarkeitsconcil da konnte man sich noch der Anschauung hingeben,
daß man die Rechte, die man der katholischen Hich bewillige, der katholischen
Gemeinde zuertheile, das ist aber jeyt ein Irrthum. Wir alle sind in der
katholischen Dogmatik wenigstens so weit bewandert, um zu wissen, daß alle
die Befugnisse, die der katholischen Gemeinde zuertheilt werden, g nicht exi-
stiren, die Gemeinde ist allenfalls und höchstens ein Stein in dem Pflaster,
worin die katholische Kirche steht, aber auf den Bau der Kirche selbst hat
sie gar keine Beziehung. Wir konnten uns früher noch damit schmeicheln,
daß wenigstens preußische Untertbauen. die preußischen Bischöfe für ung, die
Nechte der Gemeinden und die kat tholische Kirche vertralen, der wir te
eingeräumt hatlen; seit dem Vaticanum aber hat sich der Papst selbst anr die
Stelle der katholischen Kirche gesetzt; die Bischöfe sind nur noch die Prä-
fekten des Papstes; er kann sich an bie Stelle eines jeden seben, kann einen
jeden absetzen. Wir haben gesehen, daß die Bischöfe ilte eigene festeste Ueber-
engung auf Befehl des Papstes brreitwinig aufgaben; ja, meine Herren,
die Bischöse haben nicht einmal mehr das Recht, etwas Anderes zu denken,
als der Papst. Ein Soldat im Gliede, der hat doch wenigstens immer das
Recht, wenn ihm halbrechts! befohlen wird, zu denlen: das ist doch ein recht
töorichter Befehl: aber ein Bischof darf das jetzt nicht einmal mehr denken.
Kleist, der immer von der Kirche allein spricht, wenn von der kathol.
rnt die Rede ist, der mag sich doch blos mal die Frage ernstlich s#orlegen
ob er für sein Seelenheil nicht besser sorgt, wenn er Katholik w I
weiß nicht, ob er sich die Frage mal vorgelegt hat — ich Aaeir habe