Full text: Europäischer Geschichtskalender. Sechzehnter Jahrgang. 1875. (16)

108 Pos deulsche Reich und selne einzelnen Glieder. (April 17.) 
Einigkeit der regierungsfreundlichen Parteien von der Einbringung eines 
solchen Antrags Abstand genommen, obwohl wir glauben, daß ohne diese 
Aufhebung ein segensreiches Unterrichtsgeset nicht möglich ist. Der Abge- 
ordnete Nichter hat angedentet, daß es leicht dahin kommen könnte, daß ein 
Gefetz über die Wahl der Bischöfe gegeben werden müßte. Einem solchen 
Gesehe würde ich mich widerseßen (Nuse im Centrum: Warum?7), wir haben 
ja gar kein Interesse daran, daß Sie (zum Centrum) Bischöfe haben, weß- 
halb sollen wir Ihnen also welche geben? Mir können mit Ruhe und Ge- 
duld abwarten, wie Sie Ihre Bedürfnisse befriedigen. Man lasse überhaupt 
den Papst bei Seite liegen und überlasse Deujenigen, welche mit ihm in Ver- 
kehr treten wollen, Dieß privatim zu thun. 
17. April. (Deutsches Reich.) Die Regierung verständigt 
sich mit derjenigen Spaniens über die für die Gewaltthätigkeiten 
ghegen die Brigg Gustav zu leistende Genugthuung und Entschädigung. 
I7. April. (Deutsches Reich.) Da die deutsche Presse fort- 
fährt, sich in Folge der, allgemein als inspirirt angesehenen, Artikel 
der „Köln. Zig.“ und der „Post“ über die Fortdauer des Friedens- 
zustandes sehr beunruhigt auszusprechen, wendet sich die „Nordd. 
Allg. Ztg.“ gegen die französische Presse, indem sie schreibt: 
„Die Pariser Presse hebt vorwurfsvoll und mit Bedauern den allar- 
mirenden Charakter der uurlefprochenen Betrachtungen in der „Köln. Ztg.“, 
der „Post“ hervor und zieht auch die „Nat.-Zto.und uns in Mitleiden- 
schaft. Aber mit Stillschweigen übergeht sie die sclistehemoe Thatsache, daß 
es die fran ösische Presse war, die auf der ganzen Linie — von der legiti- 
mistischen „Union“ bis zum radikalen „Rappel“ — bis zu dem Augenblick 
des Bekanmwerdens des Arlikels der „Lost- sast täglich wiederholt hat, wie 
Frankreich unmöglich in der Lage verharren könne, die ihm der Friedens- 
schluß mit Deutschland bereilet habe, und wie es Pflicht einer jeden franzö- 
sischen Regierung sei, einen Revanchekrieg geten Deutschland mit Auf- 
wand aller Kräfte vorzubereiten. Plöplich schreibt man in Paris das 
Gegentheil und bezeichnet die Artikel der deutschen Blätter als heraus- 
sordernd“, die denn doch nur einer Herausforderung entsprochen haben. Jetzt 
plötzlich ist ganz Frankreich friedlich und es gibt dorl keine Kriegspartei, 
nochden noch eben die Anhänger des Grafen Chambord angewiesen gewesen, 
der Republik Angesichts der Lage der Dinge nicht Ungelegenheiten zu schuffen. 
Wiederum schreiben sämmtliche französische Zeitungen in demselben Sinne; 
die Kritiken der monarchischen Blätter unterscheiden sich weder nach Form, 
noch nach Inhalt von denen der republikanischen Presse, was immer der 
Fall ist, wenn es Deutschland gilt. Wenn man die Haltung der franzö- 
sischen Journale unmitlelbar vor und unmittelbar nach den deutschen „allar- 
mirenden“ Artikeln vergleicht, so läßt sich constatiren, daß die letzteren auf 
die ersten calmirend gewirkt haben, was doch die weisen Tadler bei 
uns zu Lande und anderwärts nicht außer Acht lassen sollten. Die jehige 
friedliche und freundlich scheinende Sprache der französischen Presse ist Be 
dem „herausfordernden“ Ton deutscher Blätter zu verdanken. Wir wo 
wünschen, daß die abkühlende Wirlung von Dauer sein möge, was wir inF 
dessen erfahrungsgemäß Ursache haben in Zweifel zu ziehen.“ 
17. April. (Preußen.) Abg.-Haus: Dritte Lesung der Vor- 
lage betr. Reform der Provincialordnung für die 6 östlichen Pro-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.