Das deutsche Reich und seine einzelnen Elieder. (Juli 8—15.) 151
des gelehrten Bischofs Haneberg von Speier, der erst seit dem Concil
sich zur Unfehlbarkeit bekehrt hat, und der des Bischofs Reißmann
von Würzburg, in dem die Regierung einen entschieden gemäßigten
und milden Mann zum Bischof gewählt zu haben gemeint hatte.
Das blacet wird von keinem der Bischöfe nachgesucht.
8. Juli. (Preußen.) Der kgl. Gerichtshof für kirchliche An-
gelegenheiten beschließt die Einleitung des Verfahrens auf Amtsent-
setzung gegen den Bischof Brinkmann von Münster.
9. Juli. (Bayern.) Der Cardinal Antonelli sendet an den
Nuntius in München ein officielles Lobschreiben des Papstes für die
Haltung der bayerischen Bischöfe bei den politischen Wahlen.
Den drei Bischöfen ferner, welche zu diesem Zwecke zuerst Hirtenbriefe
verbreitet haben, d. h. dem Ergbischof von München und den Bischöfen von
Speyer und Eichstädt kündigt Antonelli an, daß der Papst beabsichtige, ihren
Eiser durch ein päpstliches Breve zu delehnn worin er auch seine Befrie-
digung darüber aussprechen werde, wie sie die von der Staatsregierung der
kirchlichen Freiheit bereiteten Hindernisse besiegten, d. h. der Papst rühmt
die Bischöfe für die Umgehung des Placet und damit für die Verletzung der
beherischen Verfassung.
10. Juli. ((Deutsches Reich.) Die Reichstagsjustizcommis-
sion vertagt sich bis zum 1. September.
15. Juli. (Deutsches Reich.) Der Kaifer besucht auf dem
Wege von Ems zur Nachkur in Gastein den Kaifer von Oesterreich
in Ischl.
— Juli. (Deutsches Reich.) Die Blätter veröffentlichen
einen Brief Döllingers an einen badischen Pfarrer, der ihn wegen
seines Uebertritts um Rath gefragt hatte. Döllinger spricht sich darin
auf's schärfste über den gegenwärtigen Zustand der römisch-vatica-
nischen Kirche und die Aufgabe des Altkatholicismus aus:
„Gerne beantworte ich die an mich gestellten Fragen, 4wilich als ein
sehr in Anspruch genommener, alter Mann in nothwendiger Kürge. 1) Was
mich betrifft, so süche ich mich aus Ueberzeugung zur altkatholischen Gemein-
schaft; ich glaube, daß sie eine höhere ihr gearbene Sendung zu erfüllen bet.
und zwar eine dreifache: a. Zeugniß zu geben für die allkirchliche Wohreit
und — die neuen Ferlehrst von der päpstlichen Universalmacht und Un-
fehos. eit; — auch als redender und permanenter Protest dazu-
illose, von d esen Ht erst aufgebrachte Willkür in Ver-
ertigung neuer Glaubensartikel. n gweiter Veruf der altkatholischen
Gemeinschaft ist es in meinen . anel und in successivem Fortschritt
eine von Irrwahn und Superstition gereinigte., der alten, noch unzertrennten
mehr conforme Kirche darzustellen. c. Damit höngt zusammen ihr dritter
Beruf, nämlich als Werkzeug und Vermittelungsglied einer künftigen grohen
Wiedervereinigung der getrennten Christen und insen zu dienen. Ein
fang dazu, wenn auch noch ein kleiner, ist vor einigen Wochen in Bonn 7r
macht worden. Ich vertraue auf den Fortgang dieses Friedenswerkes. 2) Ich