Das deuische Reich und seine rinselnen Slieder. (Nov. 13—18.) 191
13. November. (Preußen.) Das bischöfliche Priesterseminar
zu Paderborn wird von der Staatsbehörde geschlossen.
13. November. (Deutsches Reich.) Eine Delegirtenversamm-
lung pommer’scher Städte und Handelskammern erklärt sich für Auf-
rechthaltung des Freihandelsprincips.
15. November. (Preußen.) Der Kaiser ernennt die ihm zu-
stehenden 30 Mitglieder der bevorstehenden Generalsynode, wobei er
auf der ihm vom Cultusminister und dem Präsidenten des Ober-
kirchenraths vorgelegten Liste eine Anzahl liberaler Namen streicht
und durch conservativere ersetzt.
Die Parteigruppirung der Generalsynode wird nunmehr muthmaßlich
folgende sein: Was zunächst die kirchliche Stellung jener 150 Mitglieder be-
trifft, welche von den Provincial-Synoden gewählt sind, so gehören davon
84 der entschiedenen Mittelpartei, 10 der äußersten rechten Seite der Mittel-
partei, 3 der äußerslen Linken der Mittelpartei an; 10 der Gewählten gehörn
zur entschieden liberalen, 43 zur entschieden consessionellen Nichtung. Da
angunehmen ist, daß mit der letzteren in den Hauptfragen die 10 Vertreter
der äußersten rechten Mitkelpartei und etwa noch 13 Mitglieder der Mittelpartei
zusammengehen werden, 4# wird die confessionelle Partei ungefähr über 63 Stim-
men verfügen können. Die Entscheidung liegt daher in der Hand der Mittel-
partei, welche durch die landesherrlichen Ernennungen, sowie durch die theolo-
gischen und juristischen Deputirten der Fakultäten und die Vertreter des Kirchen-
regiments verstärkt ist. Dem Stande nach vertheilen sich die von den Pro-
vincial-Synoden Gewähllen wie folgt: 83 Laien und zwar 34 Regierungs-
beamte, 14 Grundbesitzer, darunter die General-Landschaftsbeamten und Päch-
ter, 10 Gerichtsbeamte, 8 Professoren und Lehrstandsmitglieder, 3 Schulräthe,
6 slödtische Verwaltungsbeamte, 3 Kaufmannsstandsmitglieder, 4 Militärs
a. D., ein Missions-Inspektor, 67 Geistliche und zwar 1 Bice-General-Super-
intendenk. 32 Superintenden und Superintendentur-Verweser, 8 geistliche Con-
sistorialräthe, 4 Oberpfarrer, 3 Hofprediger und 19 Pfarrer oder Prediger.
15. November. (Bayern.) Der Bischof von Würzburg sieht
sich gezwungen, den wegen seiner liberalen Stimmabgabe bei den
Landtagswahlen von ihm gemaßregelten Domcapitular Hohn wieder
in alle seine Rechte als Mitglied des Domcapitels einzusetzen, ohne
daß der Gemaßregelte sich zum Widerruf entschlossen hätte.
17. November. (Bayern.) Bischof Reißmann in Würzburg
plötzlich f.
18. November. (Deutsches Reich.) Bundesrath: stellt die
Strafgesetznovelle zur Vorlage an den Reichstag im Wesentlichen
nach den Anträgen des Justizausschusses fest. Es ergibt sich, daß
die ursprünglichen Vorschläge der preußischen Regierung nur sehr
unwesentliche Modifikationen erlitten haben und die öffentliche Mei-
nung beharrt darauf, daß die rein politischen Paragraphen der Vor-
lage ihrer Unbestimmtheit und willkürlichen Dehnbarkeit wegen für
den Reichstag absolut unannehmbar seien.