Full text: Europäischer Geschichtskalender. Sechzehnter Jahrgang. 1875. (16)

Grostbrittanien. (Jan. 20 - 28.) 281 
als wünschenswerth im Interesse der Humanität gehalten werden konnte, 
zahlreiche Reuerungen enthielten oder involvirten, jür welche erwiesenermaßen 
keine praktische Nothwendigkeit vorhanden war und deren Resultat, wenn fie 
adoptirt worden wären, in hohem Grade zum Vortheil der Mächte, die große, 
beständig kriegsbereite Armeen und Systeme allgemeinen zwangsmäßigen Mi- 
litärdienstes (der allgemeinen Militärpflicht) besitzen, gewesen sein würde. 
Ihrer Moajestät Regierung hätt im Einklange mit ihrem vorher angekün- 
digten Entschlusse den brittischen Dleirten instruiren können, förmlich zu 
protestiren gegen jedweden Versuch der Conferenz, neue Negeln des Völker- 
rechts zwischen Kriegführenden niederkulegen aber sie zog es vor, die Dis- 
cussionen ihren Lauf nehmen zu lassen, da sie nicht Willens wor, einer 
grndlichen Untersuchung des Projekts indernisse in den Weg zu 
werfen und so zu verhindern, daß die Wünsche des Kaisers von Rußland 
hinreichend ausgeführt würden. Die Regel, daß nur einstimmige Meinungen 
verzeichnet werden sollten, wurde nichtsdestoweniger bald durch den Protest 
und die Vorbehalte anderer Delegirten gebrochen, und in der -SEitung vom 
14. August ward Baron Jomini genöthigt, dieselbe preiszugeben.“ Lord Derby 
geht hierauf dazu über, einige der bemerkenswertheren Meinungsverschieden- 
heiten, denen die Discussionen Ausdruck gaben, zu beleuchten, und schließt 
dannt wie folgt: „Aus den vorstehenden Bemerkungen wird ersehen worden 
sein, daß Ihrer Majestätl Regierung das Resultat der Brüsseler Gonferenn 
ls beweisgebend betrachtet, daß keine Möglichkeit einer Uebereinkunft über die 
wirklich wichtigen Arlikel des russischen Projekts vorhanden ist; daß die 
Interessen des Angrifers (inrader) und des Angegriffenen (inaised) unver- 
söhnlich find daß, selbst wenn gewisse Regeln der Kriegführung in 
Ausdrücken zbun werden könnten, welche Genehmigung finden würden, 
sich herausstellen dürfte, daß sie wenig mehr als die von der russischen Re- 
gierung bei der Eröffnung der Conserenz mißbilligte Schein= (lictious) Be- 
schränkung ausüben würden. Unter diesen Umständen kann Ihrer Majestät 
Regierung nicht einwilligen, die Angelegenheiten weiter zu verfolgen oder an 
irgendwelchen weiteren Unterhandlungen oder Conferengen darüber theilzu- 
nehmen. In meiner Depesche vum 28. September erklärte ich: Ihrer Ma- 
jestät Regierung wünsche, daß es deutlich verstanden werde, daß. indem sie 
diese uneerschrist des Schlußprotokolls gestattete, sie nicht die demselben an- 
ehängten Regeln annehme. Eine sorgfältige Erwägung der ganzen Sache 
—* sie überzeugt, daß es ihre Pflicht ist, im Namen Großbriktaniens und 
seiner Alliirten in irgend einem künftigen Kriege jedes Projekt für die Aen- 
derung der Principien des Völkerrechts, nach denen dieses Land bisher ge- 
handelt hat, entschieden zu verwerfen, und vor Allem sich zu wei- 
gern, an irgend einer Uebereinkunft sich zu betheiligen, deren 
Wirkung sein würde, Angriffskriege zu erleichtern und den pa- 
triotischen Widerstand eines angegriffenen Volkes lahm zu 
legen.“ 
28. Januar. Während die Führer der liberalen Partei offen- 
bar entmuthigt sind, erklärt Bright in Birmingham in einer großen 
Versammlung von 18 bis 20,000 Menschen, daß die Zukunft noch 
große Ansprüche an die liberale Thätigkeit der Nation zu machen 
habe und daß die Aufhebung der Staatskirche das nächste, wenn 
auch im Augenblick noch nicht zu erreichende Ziel sei, dessen Ver- 
folgung die geschlagene liberale Partei zu neuen Siegen zu führen 
vermögen werde. 
 
	        
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