Zrankrtiqq. (Dez. 19- 31.) 383
richtsreform, indem der Minister des Auswärtigen, Herzog Decazes,
unumwunden erklärt, es sei ein Versuch, den die sämmtlichen euro-
päischen Mächte anzustellen sich entschlossen hätten und an dem Frank-
reich theilnehmen müsse, wenn es nicht aus dem europäischen Con-
cert ausscheiden wolle.
19.—24. Dezember. Nat.-Versommlung: setzt die Wahlbezirke
für die bevorstehenden Wahlen zur Deputirtenkammer fest und legt
dabei neuerdings ihre Abneigung gegen Paris zu Tage, indem sie
mit 368 gegen 326 Stimmen von der allgemeinen Regel, daß auf
jedes Arrondissement von weniger als 100,000 Einwohnern ein Ab-
geordneter und auf je weitere 100,000 Einwohner oder den Bruch-
theil wieder ein Abgrordneter treffen solle, was für Paris und den
Burgfrieden 25 Deputirte ergäbe, abgeht und Paris nur 20 Ab-
geordnete zutheilt.
20. Dezember. Veröffentlichung des ersten Candidaten-Cir-
culars für die Senatorenwahlen, indem drei angesehene Männer,
Republikaner älteren und jüngeren Datums, die HH. Waddington,
Martin und Graf St. Vallier, sich in einem gemeinsamen Rund-
schreiben an die Wähler des Aisne-Departements wenden:
m wir vereinigl vor Euch treten, wollten wir im Aisne-Deparle=
ment dem VBönduuß der Verfassungsfreunde, aus welchem in der National=
versammlung das BVotum vom 25. * bruar hervorgegangen, einen öffentlichen
Ausdruck geben. Obgleich in der Berehrung verschiedener Regierungsformen
aufgewachsen und verschiedenen Fraktionen der liberalen Partei angehörend,
begegnen wir uns in der neberzrugung, daß die Fortdauer der bestehenden
Institutionen für die i innere Ruhe und änßere Sicherheit des Landes schlechter-
dings nothwendig ist.
Das Beispiel findet in mehreren anderen Departements Nach-
folge, die Einigkeit der verschiedenen Gruppen der Linken, fest für
einen ehrlichen Versuch mit der Republik einzustehen, erhält dadurch
eine neue Bekräftigung.
21. Dezember. Nat.-Versammlung: Schluß der 75 Senatoren-
wahlen.
Das Ergebniß der Wahlen blieb bis zu Ende so Remlich das gleiche.
Von den 75 Senatoren der Nationolversommluug sind nur 5 auf der Liste
der Rechten gestanden: die 2 d Aurelle de Paladines, Changarnier, Dupan-
loup, Kolb-Bernard und de Montaignac; 3 andere standen zu gleicher Zeit
auf den *d der Linken und der Nechten: die Hp. dAudiffret-Pasquier, de
Cissey und Wallon. Die 67 andern gewählten Senatoren standen allein auf
den Listen der Linken. Ihrer Parteistellung nach gehören von diesen 75 Se-
natoren 58 den Parteien der Linken (mit Einschluß der Gruppe Lavergne))
und 17 den Parteien der deiechten an; von diesen 17 darf das rechte Centrum
höchstens 2, und auch diese nur sehr bedingt, zu den seinigen zählen: den
Herzog d’Audiffret- Phauler und den Kriegsinister de Cissey.