Slelien. (Okl. 18—23.) 403
Unterdrückung der Völker und Verlagung jeglicher Freiheil jurückgelassen hat.
Ven dem Tage, an welchem die Negierung und die Assemblae in Versailles
ruhmreichen franzöfischen Ueberlieferung: in Europa an der Spitze der
Ws zunterhuschniten, untreu wurde und in'" Lager der Elericalen
überging, hat ganz Europa seine Augen auf Teutschland Hechte, betrachtet
den Kampf desselben gegen die Elericalen wie seine eigene Angelegenheit und
solgt den verschiedenen Wechselfällen mit klopfendem Herzen, indem es dem
Neiche den -* wünscht. Indem der ehrwürdige Monarch in Mailand dem
Könige Biltor Emanuel von Neuem die Hand drückt, bekräftigt er den Bund
der Civilmächte gegen den Reaktionsgeist, der vom Vatikan ausgeht. Jeder
Staat hot die Verpflichtung, die Waffen zu ergreisen, welche dem Charakter
seinen Volkes am meisten entsprechen, aber alle müssen nach demselben Ziele
treben, die nationalen Institutionen W brriter Basis bürgerlicher, politischer
und rligiöser Freiheit zu befestigen. Wer sich weigert, an diesem Kampfe
Theil zu nehmen, sagt sich von der liberalen — los und verzichtet
darauf, einen wohlthätigen Einfluß auf die europäische Politik auszuüben.
Und da gibt es keinen Mittelweg, da heißt es nur: entweder mit den Eleri-
calen oder mit dem Staale, entweder Allianz mit dem Vatican oder mit dem
deutschen Reiche. In diesem Kampfe kann keine Macht neutral bleiben, weil
die höchsten Interessen aller Völker auf dem Spiele flehen.“
Der König und die Stadi Mailand und mit ihnen ganz
Italien bereiten sich vor, den mächtigen Fürsten, den ersten deut-
schen Kaiser, der die alte Lombardenhauptstadt als Freund und Ver-
bündeter Italiens betritt, würdig zu empfangen.
Der Gemeinderath von Mailand beschließt einstimmig: „Der Ge-
meinderath schätzt sich glücklich, daß der erste deutsche Kaiser nach Mailand
kommt, um dem ersten Könige von Italien die Hand zu drücken; er beauf-
buagt den Kindilus. diesen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.“ Toch gibt
t nur Mailand den Gefühlen des Landes Ausdruck. Auch der Gemeinde-
zth von Nom beschließt einstimmig und unter lauten Beifallsbezeugungen,
folgendes Telegramm an den Ministerpräsidenten Minghetti. u richten: „Das
Mnnicipium von Nom ersucht Ew. Errellenz, Ihren Mafjestäten dem mäch-
tigsten Kaiser von Deutschland und unserem großmüthigen Könige die Ge-
fühle der Freude, der Ergebenheit und Dankbarkeit auszudrücken, die es über
das glückliche Ereigniß empfindet, welches die edle und treue Freundschaft
der beiden Nationen besiegelt. Auch wünscht es dabei den Gedanken zum
Ausdruck zu bringen, ben Rom im Falle der Möglichkeit froh und siolz
* wäre, den ersten Koiser von Deutschland gastlich in seinen geschicht-
i Mauern zu empfangen.“ An den Gemeinderath von Nom schließt
auch die Provincialdeputation der Provinz Rom an, indem sie beschließt,
den Ministerpröfidenten telegraphisch zu Frsichen. auch ihrerseits dem Kaiser
die Huldigung der Provinz Rom darzubring
18.—23. Oktober. Besuch des deutschen Kaisers in Mailand.
Der König Victor Emanuel empfängt ihn, von der ganzen königl.
Familie und allen seinen Ministern umgeben. Der Kaiser ist von
Moltke und einem großen und glänzenden Gefolge umgeben; dagegen
hat der Reichskanzler ihn wegen Krankheit nicht begleiten können.
Der Einzug des Kaisers in Mailand gleicht einem wahren Triumph-=
zuge. (Vgl. unter Deutschland.)
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