421 Die Schweis. (April 20. — Mai 4.)
— April. Die vom Bundesrath ausgegangene Anregung zu
Herbeiführung eines allgemeinen internationalen Eisenbahntransport-
rechts scheint an Frankreich scheitern zu sollen. Die Regierung des
deutschen Reichs hat sich dagegen dem Projekt principiell geneigt ge-
zeigt und demselben ihre Unterstützung angedeihen lassen.
2. Mai. (Zürich.) Die Neuwahl der Regierung erfolgt
durchaus nach der Liste der demokratischen Partei, die demnach vor-
erst das Heft in den Händen behält.
2. Mai. (Lugern.) Ernenerungswahlen zum Gr. Rathe.
Die Liberalen verlieren vier Sitze im neuen Gr. Nathe. Derselbe
wird aus 88 Ultramontanen und 48 Liberalen zusammengesetzt sein.
2. Mai. (Graubünden.) Erneuerungswahlen des Gr. Raths.
Die Liberalen behaupten ihr bisheriges Uebergewicht: es werden 48
Liberale gegen 26 Ultramontane gewählt.
3. Mai. Austausch der Ratificationen des Weltpostvertrags.
Die Bedingungen, unter welchen Frankreich beigetreten ist und die
von sämmtlichen Bevollmächtigten der übrigen Vertragsstaaten ge-
genehmigt wurden, lauten:
„1) Die Ratification der französischen Nationalversammlung wird vor-
betolten 2) Frankreich kann dem Postverein erst auf 1. Jannar 1876, statt
1I. Juli 1875, beitreten; 3) die Transittaxen werden nach der wirklich
Rlchlausenen Strecke Hine Gegensatz zu der geraden Linie) bemessen, immer-
hin in dem Sinne, daß die Taren selbst nach dem Vertrage vom 9. Oktober
1874 festgesept bleiben; 4) die durch den Postvereinsvertrag vom 9. Oktober
1874 aufsgestellten Tarise können nur auf einstimmigen Beschluß der am Con-
gresse vertretenen Staaten abgeändert werden.“ Der ganze Unterschied zwischen
dem Beitritt Frankreichs und dem der übrigen Staaten besteht demnach bloß
darin, daß dasselbe erst nachträglich die Natification der Nationalverjamm-
lung einholl und den Vertrag sechs Monale später vollzieht als diese Staaten.
1.—5. Mai. (Bern.) Session der ersten katholischen (alt-
katholischen) Synode des Jura in Delsberg. Von 88 gewählten
Mitgliedern finden sich 80 zur Session ein. Die Versammlung
nimmt das von einer proviforischen Commission vorgelegte Regle-
ment mit geringen Modificationen an, bestellt den Synodalratb als
die oberste kirchliche Behörde für die Dauer von 4 Jahren mit
4 Geistlichen und 5 Laien und nimmt einstimmig den Anschluß an
die in Olten beschlossene christkatholische Nationalsynode an. Die
öffentliche Meinung spricht sich über den durchaus besonnenen und
einträchtigen Geist, der auf der Synode zu Tage getreten ist, sehr
befriedigt aus.
In der Rede, mit welcher Regierungsrath Frossard die Verhandlungen
der Synode eröffnet, zeichnet derselbe die Stellung, welche die Regierung in