426 Die Schweij. (Mai 10- 26.)
10. Mai. (Solothurn.) Die Wahl des Verfassungsrathes
durch das Volk ergibt einen überraschenden Sieg der Liberalen: es
werden 98 Liberale und nur 16 Ultramontane gewählt; von den
10 Amtsbezirken wählen 8 liberal, nur 2 ultramontan.
I8. Mai. (Tessin.) Der neue, in seiner Mehrheit ultra-
montane Gr. Rath beschließt die Wiedereröffnung eines Kapuziner-
klosters.
18. Mai. (Bern.) Die evangelisch--reformirte Synode des
Kantons beschließt auf Antrag des Synodalrathes:
1) Die Einführung von Bezirksynoden ist wünschbar. 2) Ueber Cir-
cumseriplion, Organisation, Geschäftslreis 2c. derselben sollen im Laufe des
Sommers mit zu diesem Zweck zu wählenden Gemeindeabgeordneten vorbe-
rathende Verhaudlungen gepflogen werden, deren Beschlüsse als Anträge vor
die ordenlliche Herbstsynode gelangen. 3) Die Abgeordneten treten nach den
bisherigen Synodalbezirken zusammen, und werden, im Verhältniß der bis-
herigen Bevöllerungszahl der eingelnen Gemeinden, entweder vom Kirchge-
meinderalh oder von der Kirchgemeinde selbst gewählt. 4) Jede Gemeinde
sendet wenigstens zwei Abgeordnete, Gemeinden von 2—4000 Einwohnern
senden drei, Gemeinden von mehr als 4000 Einwohnern vier Abgeordnete.
Außerdem sieht die Theilnahme mit berathender Stimme Jedem frei, der sich
für kirchliche Angelegenheiten interessirt.
10. Mai. (Lugern.) Zusammentritt des neugewählten Gr.
Rathes. Mehrere Großräthe erklären bei der Eidesleistung, daß sie
den Passus der Eidesformel „die römisch-katholische Religion zu be-
schtitzen“ nicht beschwören könnten.
22. Mai. (Waadt.) Gr. Rath: Die zur Prüfung des staats-
rälhlichen Berichts über die eidgenössischen Angelegenheiten nieder-
gesetzte Commission gibt ihrer Ansicht dahin Ausdruck, daß das
Stimumrechtsgesetz sowohl constitutionell sei, als für viele Kankone
Fortschritte realisire, ohne den Kanton Waadt zu einem Rückschritt
zu nöthigen, daß dagegen das Ehegesetz in formellem Widerspruch
mit Artikel 53 alinen 3 der Bundesverfassung sich befinde. Der Gr.
Gath chließt sich mit 104 gegen 27 Stimmen den Anschauungen
der Commission au.
23. Mai. Von den der allgemeinen Volksabstimmung unter-
worfenen neuen Vundesgesetzen wird dasjenige betr. Civilstand und
Ehe mit 211,500 gegen 201, 33 Stimmen augenommen, das au-
dere dagegen betr politische Stimmberechtigung mit 205,408 gegen
* 7 33 Stimmen verworfen.
" 6. Mai- (Bern.) Die Regierung richtet an den Bundes-
rath eine Deukschrift über den Zustand des Jura, um die Verzögerung