480 Die ollomannische Plerte. (Ende Maͤrz.)
teien; stalt Kritik zu üben, verdächtigte man alle Staatsdiener. Selbst Fragen,
bei denen es sich um Ehre und — handelt, welche für die Skupschtina.
die Grundlage alles Thuns sein sollten, wurden in Parteifrogen? werkantet=
wie der Fall mit demn venhesiate en Pelitionsausschusses bewiesen hat.
So erreichte der Parleilampf den höchsten Gipfel und ward die Erdold der
Regierung eene dieselbe hielt es nunmehr für Pflicht, über die Maß-
regel nachzudenken, welche diese verworrene Lage zu klären geeignet wäre;
als diese Maßregel erschien ihr allein die Auflösung, die wir Sr. Hoheit
ehrfurchtsvollst eempfabl- len.“
— März. Die finanziellen Zustände der Türkei erregen mehr
und mehr das öffentliche Interesse Europa's, namentlich auch in
England. Ein dortiger Kenner des Landes, der Jahre im Orient
zubrachte, J. Lewis Farley, widmet denselben unter dem Titel:
„The declinc of Turkey“ eine scharfe Beleuchtung. Derselbe sagt
geradezu:
„Das finanzielle System der Türkei ist, soweit der Staat in Frage
tkommt, eine ungeheure Schande. Bei diesem Schandgeschäfte häufen die
Minister und die an Ort und Stelle besindlichen Bankiers Reichthümer an.
während die Schulden des Staates wachsen. Die öffentliche Moral wird
systematisch untergraben, das Vermögen der Unterthanen sysiematisch ge-
plündert. Wenn die Türkei zum Untergang besimm ii. so wird sie ihre
Zerstörung dem Mangel ihrer Regierung an Ehre und Fähigleit danken
und ihr derai vom Tode Aali Paschas daliren. di gel des Uebels,
au welchein die Türkei zu Grunde geht, ist die unbegrenzte L#öbe. der Civil=
liste. Voriges Jahr, als in Konstantinopel eine Geldkrise ausbrach, gab
oder lieh der Sultan dem Staatsschatze zwei Millionen Pfund in Consolides
aus seiner Privalkasse. Woher nahm Se. Majestät das Geld Aus den
Taschen der türlischen Staatsgläubiger. Vor einem Monate gab der Sultan
Befehl, in Beschicktasch eine neue Moschee, welche ungefähr eine Million
Pfund kosten wird, auf Kosten seinen Privat. Schattulle zu erbauen. Woher
nimmt Se. Maestät das Geld? Aus den Taschen der türkischen Staats-
gläubiger." Das regelmäßige Eintommene bes türkischen Reiches beträgt nach
Farley nicht ganz hunderlachtzig Millionen Gulden jährlich. Davon ninmnt
der Sultan den neunten Theil, nämlich zwanzig Millionen, für sich in
spruch, mit denen er übrigens niemals auslangt. Hunderfünfzig Ainne
verschlingen die Zinsen der Staatsschuld sammt der jährlichen Amortisations=
Quole, so daß für sämmtiche andere Staatsausgaben nichts, aber
auch gar nichts übrig bleibt. Daher macht die Pforte fortwährend
neue Auleihen, und die Schulden wachsen in riesigem Maßstabe. In den
zwanzig Jahren von 1854 bis 1874 hat die Türkei dreizehn verschiedene
Anlehen im Gesammlbetrage von cchehnnhudertvierundwanzig Millionen
Gulden aufgenommen. Davon fallen auf die elf Jahre von 1854 bis 1865
nur dreihundertsiebenzig, dagegen auf die fünf Jahre von 1869 bis 1874
volle achthundertneunzig Millionen. Seit Aali Paschas Tod kam jedes Jahr
ein neues Anlehen, jedesmal mit tieferem Emissionscurs. Im Jahre 1858
kounte die Türkei noch ein Anlehen mit 85 Percent emittiren. Im Jahre
1863 sank der Curs auf 72 Percent, im Jahre 1873 auf 58½ Perrent.
Für diese riesigen Summen i mit Ausnahme der Eisenbahnen nichts ge-
leistet worden, sondern das Geld verschwand Fuad' und Aali Pascha starben
arm, der Erstere förmlich als Bettler, so daß der Sultan die Kosten des
Begräbnisses bestreiten mußte. Seitdem aber haben die türkischen Staats-