Full text: Europäischer Geschichtskalender. Sechzehnter Jahrgang. 1875. (16)

Die eitemannlsqe Psorte. (Juni 80. — Juli 9.) 483 
lungen des Khedive mit den Mächlen eine sehr sorgföltige und zufrieden- 
lende. Weniger ist dieß das Gesepbuch, auf das * die neuen Gerichts- 
e urtheilen sollen. Ohne weitere kritische Prüfung haben die Mächte alle 
Codes“ acceptirt, welche ein frangzösischer Advocat auf Bestellung der 
ro Regierung innerhalb Jshesfrit nach frenzosicher Schdlene 
zusammengestoppelt hat und die bei den neuen Tribunalen zur Anwendung 
kommen sollen, obgleich sie der missensckastliche Juant 41#% nn Miß- 
Höuron begeichnen muß. Das Bedürfnih nach neuen, aus georinichestlich= 
rathung der Mächte hervorgegangenen Geseybüchern wird sich bei den inter- 
nationalen Gerichten wohl bald herausstellen und zur Befriedigung diaen. 
30. Juni. (Rumänien.) II. Kammer: Die Regierung ver- 
langt von derselben einen Credit von 00 Mill. für Ausführung einer 
mit der Berliner Gesellschaft abgeschlossenen Convention bez. Aus- 
führung des rumänischen Eisenbahnnetzes. 
30. Juni. (Montenegro) tritt dem Berner Weltpostver- 
trage bei. 
8. Juli. (Aegypten.) Der Khedive verkündigt durch Dekret 
die Einführung des gregorianischen Kalenders für den 1. September 
l. Is. 
9. Juli. Die Regierung veröffentlicht das vom Sultan ge- 
nehmigte Budget für 1878/16 nebst der Denkschrift des Ministerraths 
zu demselben. 
Es ergibt sich daraus, daß die Einnahmen auf 4,776,588 Beutel, die 
Ausgaben auf 5.785,819 Beutel, das Deficit also auf 1,009,231 Beutel ver- 
anschlag t ist. (1 Beutel = 5 Lire = 90 Reichmark); man schmeichelt sich, 
dieses Deficit durch die neu eingeführte Stempeltaxe, Patentsteuer u. s. w 
zu decken, und daß nur die außerordentlichen Unglückss# älle der hcher 
gebhenden Jahre, die Hungersnoth, die Epizootien, die Ueberschwemmungen 
s. w. dieses Resultat herbeigeführt haben. Die dem Budget laifegeene 
A#ugeinundersopung hat offenbar keinen onderen Zweck, als die Staatsgländiger 
über dasselbe zu beruhigen. In der Thak steht es schlimmer denn je um 
die türkische Finanzwirthschaft und drohend rückt der Tag immer näher, an 
welchem das künstlich aufrecht erhaltene Gebäude von permanenten Teficits 
und stets erneuerten Anleihen zusammenbrechen muß. Die amtlichen Aus- 
einandersetzungen sprechen für heuer von einem Deficit von etwa fünf Mill. 
türkischen Pfund, allein wenn auch schon diese Ziffer verblünfend genug arl 
die Besitzer türkischer Cbligetionen. wirken wird, so ist sie noch imm 
zu niedrig gegrissen. Nach den Aufzeichnungen von dit boch och Soc 
verständigen bhrragen vielmehr die Einnahmen des türkischen Reiches 21 Mill. 
türkische Pfund oder 472 Millionen San, die Ausgaben dagegen 28 Mill. 
türkische Pfund eder 657 Millionen Franes, so daß sich also ein zweifelloses 
Deficit von sieben und nicht von fünf Millionen ergibt. Allein auch dami 
t es nur in der Theorie sein Bewenden. In de Praxis stellt sich die 
che noch weit ungünstiger dar, in der Praxis muß auch mit F Steuer- 
erechnet werben, welche eine Theil der türlischen Bepölkerung noto- 
ise in jedem Jahre rückständig läßt und es muß heuer damit um 
" häe gerechnet werden, als dieselben Unglücksfälle, welche der schönsärbe- 
rische Bericht der Regierung für das Deficit überhaupt verantwortlich macht, 
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