198 Das beallche Reich ### seise rinzelnen Slieder. (Dez. 29- 30.)
förmlichen Schriftwechsel nothwendig, der bieher dem Kangler persönlich ob-
liegt, soweit er nicht für denselben die ihm tun nächsten Kräfte des
auswärtigen Amtes leihweise in Anspruch nimmt. Andere Geschäfte, welche
mehrere Ressorte gleichzeitig berühren, erfordern eine einheitliche schriftliche
Bearbeitung, wie nicht minder diejenigen, welche unter ein bestimmtes Ressort
überhaupt nicht zu klassisiziren sind. Dem auswärtigen Amte liegen diese
Arbeiten ressortmäßig nicht ob, auch hat dasselbe die bafür geeigneten Kräfte
nicht jederzeit zur Verfügung; letztere werden deßhalb bisher nach Bedarf
aus dem preußischen Staatsministerium ergänzt. Es empfiehlt sich unter
diesen Umständen, ein besonderes Central-Bureau mit mindestens einer Raths-
stelle und dem nöthigen Subaltern= und Unterbeamten-Personal zu schaffen.
— Es wird indessen befürchtet, daß durch dieses neu zu errichtende Central-
Bureau die Regierungsmaschinerie nur noch complicirter werde; denn das
neue Bureau schiebt sich zwischen das auswärtige Amt, das Reichskanzleramt
und das preußische Staatsministerium ein, mit dem Fürsten au der Spitze,
der zugleich Chef der genannten drei Behörden ist.
29. Dezember. (Württemberg.) In Eßlingen haben bei der
Stadtschultheißenwahl die Sozialdemokraten den Sieg davon getragen.
Ihr Candidat, der Goldarbeiter Morlok, erhielt 1019, der Candidat
der Fortschrittspartei, wie sich hier die Nationalliberalen nennen, nur
940, die beiden Candidaten der Volkspartei aber vereinigten zusammen
nur 700 Stimmen auf sich. Die Regierung bestätigt indeß nicht den
Candidaten der Sozialdemokraten, sondern denjenigen der Liberalen.
30. Dezember. (Deutsches Reich.) Differenzen mit Nicaragua.
Die Reichsregierung denkt daran, ihre Forderungen eventuell durch
Absendung einiger Kriegsschiffe zu unterstützen und krifft dafür einige
einleitende Maßregeln. Doch ist die Expedition noch keineswegs fest
beschlossen.
— Degember. (Deutsches Reich.) Gestützt auf einen Bericht
ihres Berliner Correspondenten bespricht die „Times“ die Entwick-
lung der deutschen Kriegsflotte
und zieht dabei zwischen der hier befolgten #lanmößigen Behendlung
aller in den Bereich des Seekriegswesens fallenden Zweige und zwischen den
bei der englischen Admiralität sich häufig kundgebenden Schwankungen einige
Vergleiche, die durchgehends zu Gunsten Deutschlands ausfallen. Mit nei-
discher Bewunderung erfüllt es die „Times“, daß die seiner Zeit im Flotten-
Gründungsplan niedergelegten Angaben über Zahl und Beschaffenheit der zu
erbauenden Schiffe in allen wesentlichen Punkten mit Genauigkeit und Emsi
keit durchgeführt wurden und nur solchen Beränderungen unterlagen, weiche-
durch die Fortschritte der Schiffsbaukunst bedingt waren. Eng and könne
namentlich in der Küstenvertheidigung noch viel von Deutschland lernen.
Bollen Beifall spendet das leitende Blatt ferner dem Bau und der Befesti-
ung der Kriegshäfen, dem Ersatzwesen der Flotte und namentlich den er-
75 Bemühungen der deutschen Admiralität, sich sowohl hinsichtlich der
iffsausrüstung als des Kohlenbedarfs vom Auslande völlig unabhängig
zu machen. Der bemerkenswerthe Artikel schließt mit folgendem Satze: „Wir
haben da einen festländischen Staat vor uns, der auf das Seekriegswesen
dieselbe Planmäßigkeit und dasselbe Maß von Wissenschaft und Ausdauer