krankreic. (März 26. — April 2.) 265
Stimmen zu vermehren. Die Reactionäre sprechen daher bereits von
der Mglichkeit eines Staatsstreichs und von einer Auflösung der
Deputirtenkammer.
Doch erklärt sich der Figaro, das Lieblingeblatt Mac Mahons, vor-
erst noch * ginen #nbechen verzweifelten Schritl, da Frankreich noch nicht
genug „auf den Hund gekommen" sei und man den Zeitpunkt abwarten
müsse, wo die erweihch desselben es zwinge, seine Stellung außerhalb
der Nepublik zu suchen. Das ist zwar cynisch, aber offen gesprochen.
26. März. Die Ultramontanen versuchen in Folge der neu-
lichen Allocution des Papstes gegen Italien eine Demonstration für
nichts Geringeres als eine Intervention in Italien zu Gunsten der
„Unabhängigkeit“ des Papstes. Der Minister des Aueswärtigen, Hergog
Decazes, antwortet zweidentig oder schwach.
Wie die Ultramontanen behaupten, schicken „sämmtliche Katholiken“
des Senats und der Rammer eine Deputation an den Minisler, um ihm die
Dringlichkeit wie Opportunität einer solchen Intervention darzustellen. Die
Deputation besteht aus den Herren Cheenelong (legitimistischem Senator),
Baron de Lascy (gew. Minister) und den ultramontanen-royalistischen Abgg-
Belcastel, Kolb-Bernard, Legney und de Meille (Staatsrath). Der Minister ant-
wortet ihnen, daß er „auch in dieser Beziehung seine Schuldigkeit lhun werde.“
Gleichzeitig melden ultramontane Blätter, daß der „General“ Cha-
relte durch einen Agenten dem Papste ein Album geschickt habe mit den
Namen von 30,000 Freiwilligen, die sich bereit erklären, ihr Blut für die
katholische Kirche und die zeitliche Gewalt zu vergießen. Dieses Album soll
am Charfreitag (29. Märg) im Vatikan ankommzu.
2. April. Die Gerüchte von der Möglichkeit eines Staale-
streichs, welche von Zeit zu Zeit auftauchen und von gewisser Seite
genährt werden, verbreiten sich neuerdings.
Wie schon früher werden zu gleicher Zeit angebliche Aeußerungen des
Sekretärs der Präsidentschaft, des Vicomte dHarcourt, kolportirt und dem-
selben allerlei Intriguen mit den Chefs der ultramontanen und orleanisti-
schen Partei zugeschrieben. Die République Francaise und andere republi-
kanische Organe halten es für angezeigt, diesen Gerüchten lange Leitartilel zu
widmen, in deuen sie natürlich eine unbedingte Zuversicht bekunden, die aber
ersichtlich affektirt ist. In Wirklichkeit sind die Republikaner keineswege
ohne Sorgen und die Vernünftigen der Partei bieten Alles auf, um jeden
ernsten Conflikt zu vermeiden und der Reaction keine Veranlassung zur
Herauforf worung. ein derartigen Confliktes zu geben. Das Organ Gam-
etta's erklärt, d den in reaktionären Kreisen verbreiteten Echählun en
keine Köbere. höten als nöthig beimesse und in jedem Falle vollständig
dem Marschall Mac Mahon vertraue, der „niemals erlauben wird, daß man
Frankreich die Schande eines Staatsstreiches anthue.“ „Wir wissen, schreibt
das Blatt weiter, „daß der Präsident der Republik die Wahnwizigen sehr
schlecht empfangen hat, welche es versucht haben, ihm begreiflich zu machen,
daß die Stunde gekommen sei, die große Schlacht gegen das Frankreich von
1789 zu liefern.“ Wenn diese Enthüllung der zäbepnbkiaue Frangaise“
wörtlich zu nehmen ist, wäre also dem Marsch Mahon bereits zuge-
muthet worden, der Republik auf gewaltsame Weise * Ende zu machen und
das legitime Königthum wieder herzustellen. Es ist das keineswegs unwahr-