Fra##kreich. (Mai 31. — Juni 3.) 277
einig zu sein über das, was unter den gegenwärtigen Umständen zu
geschehen habe.
Es wird behauptet, es liege im Plan der republikanischen Führer,
unmittelbar vor den allgemeinen Wahlen, die jedermann für unausbleiblich
hält, in dem Augenblicke, da der Marschall Mac Mahon ohne Zweifel mit
einem Manifest hervortreten würde, diesem ein von allen Gruppen der re-
publikanischen sart genehmigtes Manifest des Hrn. Thiers entgegen und so
den kteren offen als Candidaten für die Präsidentschaft aufzustellen. Gam-
betta sei mit diesem Plaue vollkommen einverstanden und werde in dem
gangen Feldzuge mit Thiers Hand in Hand gehen.
31. Mai. Gambetta' empfängt eine Deputation der Pariser
Studenten, welche ihm eine mit etwa 1000 Unterschriften bedeckte
Vertrauensadresse überreichen. In Erwiederung auf die Ansprache
des Führers erklärt Gambetta seine feste Ueberzeugung, daß die
Krisis „die Grenzen eines Kampfes auf gesetzlichem Boden nicht
überschreiten werde. Was man auch thun wolle, man werde guletzt
doch auf das Urtheil des Landes in allgemeinen Wahlen angewiesen
sein und diejenigen, welche dieses Urtheil werden hervorgerufen haben,
würden dann auch die Folgen über sich ergehen lassen müssen“.
Da die Organe der neuen Regierung Broglie-Fourtou mit der De-
mission Mac Mahon's, deren Folgen unberechenbar wären, weil sie
das Unbekannte bedeuteten, gedroht hatten, so setzt er dem Marschall
Mac Mahon offen Hrn. Thiers als Candidaten der gesammten re-
publikanischen Partei für die Präsidentschaft der Republik entgegen.
2. Juni. Die Amtsztg. verkündet wieder einen Präfectenschub.
3. Juni. Der Minister des Innern, de Fourtou, führt seinen
ersten größeren Schlag aus, um der Departementspresse einen Knebel
anzulegen und weist die Präfekten Überdies an, alle Wirthshäuser
zu schließen, in denen „schlechte"“ Blätter gelesen oder „schlechte"
Erörterungen gepflogen werden.
Die näheren Umstände find folgende: Bis 1875 hatte die Regierung
das Recht, den öffentlichen Verkauf einer Zeitung zu untersagen. Das Gesetz
vom 29. Dezember 1875 hob dieses Recht auf und bestimmte, daß der Ver-
kauf der Blätter auf offener Straße nur durch Richterspruch verboten werden
könne. Hr. Buffet umging das Gesetz, indem er statt des Verkaufs den Ver-
käufer unterdrückte; er chiche an seine Präfekten ein Circular, in welchem
er ihnen vorschrieb, jedem Colporteure seine Concession zu nehmen, der miß-
liebige Zeitungen verkaufe. Als Picard das Ministerium des Innern über-
nahm, war eine seiner ersten Sorgen, das Buffet'sche Circular zu widerrusen
er erklärte dabei ausdrücklich, daß die Praxis seines Vorgängers mit dem
Geiste der Gesetzgebung nicht zu vereinbaren sei. Hr. de Fourtou nimmt
Buffet's Vorschrift wieder aut .Sie werden“, schreibt er den Köfelten,
„den Verkäufern, Colporteuren 2c. von Zeitungen begreiflich machen, daß ihre
Concessionen ihnen sofort entzogen werden würden, wenn sie sich zu Mit-
schuldigen der Angriffe und Verleumdungen machen, denen die Gesellschaft,