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Allgemeine Chronik.
23. Nov. (Frankrelch) Mac Mahon bestellt ein Geschäftsministerium außerhalb
der Kammer und des Senats unter dem General Rochebouet als
Präsident und Kriegsminister.
24. „(Russ.-türk. Krieg.) Die Pforte beschließt neuerdings die Mo-
bilisirung der Bürgergarde und die Einreihung der Christen. Der
Sultan genehmigt den Beschluß sofort und er wird alsbald, veröffentlicht.
Der Erfolg entspricht aber den Hoffnungen sehr wenig.
„„ (Frankreich.) Dep.-Kammer: das neue Ministerium Rochebouet stellt
sich der Kammer vor. Diese beschließt, mit demselben in gar keine
Beziehungen zu treten
26. u. 28. Nov. (Deutsches Reich: Sachsen.) I. Kammer: Conservativ-
particularistische Ausschreitungen mehrere Mitglieder gegen Preußen
und die preußische Justiz erregen großes Aufsehen
28. „ (Deutsches Reich: Preußen.) Abg.-Haus: Fordsetzung der Berathung
des Cultusetats. Fortsetzung der ultramontanen Angriffe auf die Re-
gierung. Der Cultminister Falk erklärt, eine Antwort auf die Forderung
einer spezifisch katholischen Universität sei ganz überflüssig, da
jeder wisse, daß niemals ein preußischer Cultminister diese Forderung
erfüllen werde.
„ „ (Deutsches Reich: Bayern.) II. Kammer: der Minister des Innern
weist derselben nach, daß die Errichtung eines Verwaltungs-
gerichlshofes dem Lande gar keine Kosten verursachen werde. Trotzdem
fahren die Ultramontanen fort, an ihre Zustimmung fast unmögliche
Bedingungen zu knüpfen.
„„ (Frankreich.) Der Pariser Handelsstand beginnt, dem Marschall
energisch zu Leibe zu gehen, der durch seine Hartnäckigkeit das Dar-
wiederliegen von Handel und Industrie nicht am wenigsten mit verschulde.
„„ (Italien.) Dep.-Kammer: beschließt mit 130 gegen 20 Stimmen
die Abschaffung der Todesstrafe.
„ „ (Spanien.) Die bevorstehende Vermählung des Königs mit seiner
Cousine, der Prinzessin Mercedes v. Montpensier, wird offiziell verkündet
29. „ (Deutsches Reich: Baben.) II. Kammer: die Adreßdebatte gibt
dem neuen Ministerium Gelegenheit sich zum ersten Mal über seine
Politik auszusprechen. Die Majorität ist bavon sehr befriedigt und
die Antwortadresse wird mit allen Stimmen gegen die der Ultrammontanen
genehmigt.
„ „ (Frankreich.) Gegenüber neuen Gerüchten von einem Staatsstreich
versichert Mac Mahon den Präsidenten beider Kammern, daß sie einen
solchen nicht zu befürchten hätten. Mac Mahon scheint endlich nach-
geben zu wollen.
Ende „ (Deutsches Reich: Württemberg.) Ein Parteitag der deutschen
Partei in Ulm muß den unleugbaren Rückgang der nationalen und
liberalen Erfolge in Württemberg in der letzten Zeit constatiren.
„„ ( Deutsches Reich: Waldeck) schließt mit Preußen statt des mit
dem 31. Dez. l. J. ablaufenden einen neuen Accessionsvertrag, der
für das Land und Preußen im Ganzen entschieden günstiger ist, als
der bisherige.
(Schweden und Norwegen) einigt sich mit Frankreich über die
Abtretung der Insel Bartholemy
„„ (Verein. Staaten.) Die Währungsfrage tritt in den Vorder-
grund. Eine starke Partei, die im Repräsentantenhaus bereits die
Oberhand hat, verlangt die Einführung der Doppelwährung.