412 Dit ollenssische Pferle. (Aug. 10—17.)
nehmen, über den Balkan zu gehen und das Centrum der angen-
blicklich siegreichen türkischen Armee zwischen Mehemed Ali im Osten
und Osman P. im Westen zu bilden, um die Russen wo möglich
wieder über die Donau zurückzudrängen.
10. August. (Russ.-türk. Krieg l.) Die Russen räumen
den Hain-Boghaz-Paß und ziehen sich nach dem Shipka-Paß zurück
den sie mit allen Kräften befestigen und auf's äußerste zu verthei-
digen entschlossen find.
17. August. (Ruff.-türk. Krieg l.) General Gurko geht
nach St. Petersburg, um ein Commando in der Garde zu über-
nehmen.
17. August. (Türkei.) Der Sultan ruft alle waffenfähigen
Männer des Reichs vom 15. bis zum 40. Lebensjahre, Osmanlis
und Christen ohne Unterschied der Religion, unter die Wassen unter
dem Namen einer Nationalmiliz und hofft dadurch die gegenwärtigen
Streitkräste des Reichs zu verdreifachen. Die Heranziehung der
Christen, Griechen, Bulgaren, Armenier 2c. und der Juden slößt
aber nunmehr auf großen und entschiedenen Widerstand von Seite
derselben.
Da die waffenfähigen Osmanli's bereits in weitem Umfange als Frei-
willige zum Kriegedienste herangezogen sind, so daß man unter denselben
vielfach sowohl 15jährige Knaben als weißbärtige Männer sieht, so zielt die
anze Maßregel in erster Linie darauf ab, auch die nicht--unhammedanische
Bevölkerung zum Kriegedienste heranzuziehen. Zu diesem Zwecke werden
Aufforderungen an die verschicdenen Häupter der religiösen Gemeinden, und
zwar an den griechischen und armenischen Patriarchen und an den Groß-
rabbiner der Israeliten gerichtet. Der griechische Patriarch, dessen Auto-
rität am höchsten steht und der daher einen größeren Muth an den Tag
legen kann, erklärt der Regierung ganz ungeschent, daß er nicht die Mission
übernehmen könne, die Organisation der rifke en Streitkräfte einzuleiten
und daß er nicht einmal diese Zumuthung der Pforte der n Synode
mittheilen wolle. Die Antwort des Großrabbiners wird nicht bekannt,
es ist aber nicht wahrscheinlich, daß die Israeliten der Türkei einen sehr
kriegerischen Geist an den Tag legen werden. Was den armenischen
Patriarchen betrifft, so erklärt derselbe der Pforte, daß er persönlich die
Aufforderung der Pforte sehr gerecht und billig finde, aber daß er dieselbe
der armenischen Nationalversammlung unterbreiten müsse. Der Patriarch
ruft daher die Versammlung zusammen und uniterstüßt in derselben die For-
derung der Regierung auf eine sehr lebhafte Weise. Die Versammlung
spricht sich aber fast einstimmig gegen die Forderung der Regierung aus.
Der Patriarch will diese Entscheidung nicht der Pforte mittheilen und, um
derselben seine Aufrichtigkeit zu bewessen, ruft er eine zweite Versammlung
tusemmen. Die Discussion ist sehr lebhaft und es wird zuletzt beschlossen,
aß die Versammlung den Antrag nur unter der einen Bedingung annehme,
daß der Sultan persönlich und nicht etwa seine Minister die Garantie aus-
spreche, daß die Armenier nicht in den Krieg geschickt, sondern blos als Na-
tionalgarde für die innere Sicherheit vernnhet werden dürfen. Der Pa-