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den Bedürfnissen seiner eigenen gewaltigen Persönlichkeit wic den
berechtigten Anforderungen der Nation sowohl in ihrer Gesammtheit
als in ihren einzelnen Theilen entsprechen mochte. Mit den jämmer-
lichen Zuständen unter dem Regiment des alten Bundestages, die
einer großen Nation geradezu unwürdig waren, ließ sich die neue
Schöpfung in Wahrheit gar nicht vergleichen: der Fortschritt ist ein
geradezu ungeheurer. Aber es waren nur die nothwendigsten Fun-
damente des Baues gelegt und in den ersten Jahren nach 1871
hatten denn auch die Reichsregierung und der Reichstag genug zu
thun, das neue Haus selbst nur nothdürftig einzurichten, um darin
überhaupt wohnen zu können, und die Gesehgebung mußte schon
dazu vielfach gewissermaßen mit Dampf arbeiten, was nicht ganz
zweckentsprechend, aber eben vorerst fast unerläßlich war. Je weiter
man indeß in dieser Arbeit vorschritt, desto deutlicher mußte es allen
Betheiligten werden, wie unvollkommen allerdings die Reichsverfas-
sung war und wie viele Lücken sie darbot, die sich nach und nach
immer fühlbarer machten und immer lauter nach Ausfüllung in
dieser oder jener Weise verlangten. In drei Beziehungen namentlich
trat dies immer entschiedener und lauter zu Tag: Einmal nämlich
ergab es sich bald, daß die weitere Ausbildung des Reichs, seiner
Organe wie seiner Aufgaben, immer größere finanzielle Mittel er-
fordere, mit welchen das Reich als solches nur sehr ungenügend aus-
gestattet, vielmehr darin wesentlich auf die sog. Matricularbeiträge
der Einzelstaaten angewiesen war, welche denn auch von Jahr zu
Jahr höher stiegen und schließlich eine Höhe erreichten, die den bis-
herigen soliden Haushalt dieser Einzelstaaten ernstlich gefährden
mußten. Im Weiteren konnte man sich gelegentlich wiederholter
Vorkommnisse nicht verhehlen, daß das sog. constitutionelle System
in Deutschland noch ein sehr junges und die Stellung des Reichs-
tags gegenüber der Reichsregierung wie die Stellung der Landtage,
namentlich des preußischen gegenüber der preußischen Regierung, nur
eine sehr bescheidene sei, so daß der Reichstag, die Vertretung der
ganzen Nation, sich gegenüber den eingreifendsten Krisen wiederholt
in der allerdings nicht sehr erhebenden Lage fühlte, einfach gewär-
tigen zu müssen, wie sie schließlich gelöst würden, ohne dagu seiner-
seits irgend eltwas thun zu können. Verglichen mit der Stellung
der Volksvertretung in England, in Frankreich, in Italien und in
anderen Ländern sprang der Unterschied hie und da allerdings scharf
in die Augen. Endlich konnte nicht verkannt werden, daß die Reichs-