68 Das beuische Keitz und seine einfelsen Glieder. (März 10.)
entschlossen gezeigt, auf Erhöhung von Steuern und neue Steuern nur dann
einzugehen, wenn dieselben als ein Theil eines umfassenden Steuerreformplanes
aufträten. Zu einem solchen und zur prinzipicllen Erôrterung der Steuer-
rejorrage erscheine aber die für die Etatsberathung zugemessene Zeit zu
urz, und so sei nur der Weg übrig geblieben, wieder eine einzelne Steuer-
vorlage zu bringen. Die Regierungen trügen in dieser Beziehung aber Be-
denken und hätten zunächst den Etat so vorgelegt, wie er jeht erscheine, d. h.
daß der Ausfall durch Erhöhung der Matricularbeiträge gedeckt werden solle;
sie mache es von der Stimmung des Neichstages abhängig, ob der im Etat
gemachte Vorbeholt einer Verringerung der Matricularbeiträge durch Vermeh-
rung der eigenen Einnahmen des Reiches zur Geltung kommen solle. Lasker
erklärt sich mit der Etatzaufstellung einverstanden und gibt der Hoffnung
Ausdruck, man werde auf möglichste Ersparnisse hinwirken, jedoch Alles be-
willigen, was für das Interesse des Reiches erforderlich sei. Es sei zu wün-
schen, daß die Ausgaben für zisstie Invaliden aus dem Reichsinvaliden=
fen bestritten würden, ohne daß noch weitere Summen für diesen Zweck
e willigt würden. Hierdur werde sich das Deficit auf die Hälfte reduciren
lassen. Er spricht sich schließlich für die vom Minister Hofmann in Aussicht
gestellte prinzipielle Steuerreform aus; dieselbe erheische aber die Errichtung
eines Reichs- inanmistertune. IUchter (Hagen) spricht einläßlich und
nach chrücklich ür verantwortliche Reichsministerien und gegen Erhöhung der
chdruckich eiträge. Reichskanzler Fürst Bismarck: Der Abg. Lasker
at gesagt, daß der ganze Uebelstand, daß Ihnen hier eine Erhözung der
Matricularumlagen zugemuthet wird, eigentlich daran läge, daß wir keine
Reichsminister, seinen verantwortlichen Reichs-Finanzminister haben. Den
würde man persönlich dafür ansehen können; wenn er aber keine Vorlage
gemach cht hat, dann würde er eben seiner Wege ehen müssen; zwingen zu Vor-
agen können Sie ihn auch nicht. Sie irren 6h in der Bedeutung, welche
diese Ministerien auf die Dauer haben würden. Wir haben i warnendes
Beispiel gehabt am Reichs-Eisenbahnamt zulBewegung), wo eine hohe Reichs-
stelle mit großen Ansprüchen, aber ohne Macht, dahingeführt hat, daß arbeit-
same Beamte von Selbstgefühl darin nicht ausharren konnten und der sehr
fähige und hingebende Inhaber dieser Stelle nach zweijährigem Dienste um
eine andere Stelle bat, möge sie auch geringer besoldet sein. Es ist für
mich ein niederdrückendes Gefühl, keinem der Ansprüche, die ich
und mit Recht auch die Welt an mich stellt, in dieser Hülflosig=
keit gewachsen zu sein. In einer ähnlichen Lage würden die Reichs-
minister sein. Sie würden im Durchschnitt jenen hochverehrten ostasiatischen
Persönlichkeiten ähnlich sein, die äußerlich ein großes Ansehen, aber keine
a aben, denn der Taikun würde immer in den Particularstaaten siecken.
(Heitereei.) Es würden eben Minister sein, die in keinem Particulorstaat
eine bestimmte Wurzel hätten; sie würden ganz allein zuf die Reichsgewalt
angewiesen sein, und das eigentliche, praktische Leben würde sich außer ihrer
Betheiligung bewegen, und zwar, wie ich glaube, in rein portieularistischem
Sinne. Dieser uheelasen Reichsprätension gegenüber würde sich der Rei
particularismus ganz fest schließen, Lrußen an der Spitze, und der erste und
mächtigste Widersacher 5 Reichmint ters würde der aihe un Finanzminister
sein. s er e# 1 Die Erfahrung einer langen Zeit hat mich
gelehrt, daß die höheren Reichsbeamten im preußischen Ministerium sitzen
und stimmen müssen, um gewissermaßen diesen Hauptparticularisten
für das Reich zu gewinnen; dann daß man den Stab über die Mauern
wiist und gewiffermaßen in deindeslene die ““ aufpflanzt, wenn
indesland ein Collegium nennen darf, orsitzender ich selbst bin
(elbrleih und in dem ich bisher der Einzige war, der den wirklichen Amts-