D besische Reich und seine einzelnen Elieder. (Mörz 13.) 77
über das Maß der Arbeit, wie es zwischen mir und ihm vertheilt ist, nicht
ten: daß er ein sehr leistungefähiger Arbeiter ist, erkenne ich an den
hwierigkeiten, die er meiner Amtsführung seit 10 Jahren ab und zu be-
reitet hat, und auch an seiner wirksamen Unterstützung. Was aber die Kräfte
eines Mannes aufreibt, ist nicht die mechanische Arbeit, sondern das Gefühl
der Verantwortlichkeit für das Wohl und Wehe nicht bloß der eigenen Person
und Familie, sondern des Vaterlandes im Ganzen, das Gefühl der Bitterkeit,
daß man in der Richtung, das zu leisten, was man für möglich und noth-
wendig hält, verhindert wird durch Friction der Kräfte, durch Mißverstand,
ja Unverstand, — wenn auch nicht hier, doch in den großen Massen, — i#
will es geradezu sagen — in der Presse, in Leitartikeln, die durch die Noth-
wendigkeit entstehen, alle Tage etwas zu sagen über Dinge, die man nicht
versleht. Der Vorredner lürchiet einen Rückgang der nationalen Entwickelung,
wenn wir uns mit den laufenden Arbeiten allein beschäftigen. Dann müßte
das deutsche Reich in einer rastlosen Verfassungsarbeit sich bewegen, wie der
Kämpfer, der die Erde berührt und aus derselben neue Kraft sangt. Ich
glaube, gerade diese Unbeständigkeit, diese Unruhe, jedes Jahr Verfassungs-
*e auf's Tapet zu bringen, wirlt viel schwächender, als wenn wir
iese Sache einmal eine Zeit lang ruhen lassen. Es wäre sehr
traurig, wenn dadurch unser nationales Gefühl verschwinden würde. Tiesen
Weg können wir nicht immer gehen, und Das ist eines der Hindernisse, die
nicht zu sein brauchen, auf die ich anspielte. Wie viel Grchwerungen zuse
Thätigkeit kommen daher, daß man sich die Dinge anders vorstellt, als sie
sind, weil sie vielleicht nicht in bestimmte Ideen passen, indem sie 1 on jeht
den Beweis liefern würden, wenn man sie genau kännte, daß diese MWie im
Ganzen erfüllt sind und uns auch nicht weiter glücklich machen! Der Vor-
redner macht sich eine ganz falsche Vorstellung über die Art unserer Thätig-
keit, wenn er glaubt, ich hätte geklagt, mir fehlen die Menschen zu den Ar-
beiten. Zum Altwerden gehört auch, daß Einem die Stimme verloren geht.
Etwas Terartiges habe ich in keiner Weise gesagt. Die Menschen wören
schon zu schaffen; im Gegentheil, der Menschen sind zu viel (Heiterkeit); mir
ehlt eben nur die Zustimmung derjenigen, die da sind, und ohne deren Zu
timmung ich nichts machen kann. Glauben Sie denn etwa, daß ich mi
Herrn Präsidenten des Reichskangleramtes so abfahren kann, wie ein aAbtz-
grdueer dem er nicht zu Danke #o cht? a würde er sofort seiner Wege
en. Die Reibung hinter den Coulissen, m. H., ehe ach noch ein Wort zu
Fen. sprechen kann, ist drei Biertel meiner Arbeit. Der Vorredner hat so-
dann den gegenwärtigen sog. Reichsministern eine subalterne Stellung zuge-
wiesen, indem er meinte, die herren hätten mir gegenüber keinen eigenen
Willen. Das ist nicht richtig. Wenn die Herren mir Foenüboer ihren eigenen
Millen durchsetzen wollen, so haben sie dazu gerade asselbe Recht, wie in
Preußen. Sie brauchen nichts zu thun, was der Kanzler ihnen etwa befehlen
wollte. Sie sagen einfach: Das ist gegen meine Werantwortung und ich gehe
ab. Der Kanzler ist hier nur genau in derselben Lage, wie das Staats-
ministerium als Collegium jedem einzelnen Minister gegenüber. Es kommt
alle Tage vor, daß ein Minisler mit seinem Antrag, auf den er viel gach
im Staatzministerium in der Minorität bleibt; soll er debhalb abgehen?!
Souverän sind die preußischen Minister ebensowenig, wie die Reichsminister.
Die einen haben den König von seeußen und das Collegium, die anderen
den Kaiser und den Kanzler über sich, und das Collegium wirkt allerdings
sehr selten fördernd, animirend, aber sehr häufig negativ, ubff neidend. Ich
möchte den Vorredner deßhalb bitten, nicht im Interesse der Theorie, die er
hier vertritt, die Stellung Derjenigen, die die Reichsministerien inne haben,
im Verhältniß zu den preußischen Ministern herunterzusetzen. Es sieht ja