Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunzehnter Jahrgang. 1878. (19)

Die Oekerrreichisch-Uugarische Monarchie. (Sept. 7—24.) 241 
von einer dießbezüglichen Eisenbahn-Concession, durch welche der 
Waarenzug aus Vosnien von Ungarn ab und nach Oesterreich ge- 
lenkt würde, nichts hören; und da die ungarische Regierung bei 
ihrer Weigerung, die Bahn zu concessioniren, beharrt, so soll die- 
selbe als Militärbahn auf Reichskosten ausschließlich zu Militär- 
zwecken erbaut werden. 
7. September. (Bosnien.) Genueral Zach macht einen ver- 
geblichen Versuch, die stark befestigte Stellung der Insurgenten bei 
Bihac zu erobern und muß schließlich zurückweichen. Dagegen wird 
Trebinje ohne Widerstand befetzt. 
10. September. (Oesterreich.) Die Neuwahlen zu zehn 
Landtagen einzelner Kronländer fallen für die liberale Partei sehr 
wenig befriedigend aus: die clericale Opposition geht in den meisten 
derselben wesentlich erstarkt aus diesen Wahlen hervor. 
16. September. Gemeinsamer Ministerrath über die Frage 
der Bahn Sissek-Novi: die Ungarn setzen ihren Willen durch: die 
Bahn wird vorerst nicht gebaut werden. 
19. September. (Bosnien.) Die Festung Bihac capitulirt 
schließlich doch. 
(Herzegowina.) Mostar ergibt sich: die Occupation wenig- 
stens dieser Provinz wird als durchgeführt betrachtet. 
22. September. (Bosnien.) Tusla und Bjilina werden 
von den Oesterreichern besetzt. 
22. September. (Oesterreich: Böhmen.) Die Czechen be- 
schließen nach Gjähriger Enthaltung die Beschickung des böhmischen 
Landtags. 
21. September. (Oeslerreich.) Eröffnung der Session der 
Landtage. 
Die ernannten Landtags-Präsidenten und Stellvertreter sind mit ge- 
ringen Ausnahmen dieselben Personen, welche auch in der verflossenen Land- 
tagsperiode diese Ehrenstellen bekleideten. Nur in Vorarlberg ist an Stelle 
des kürzlich verstorbenen Jussel Graf Belrupt zum Landeshauptmann er- 
nannt worden, was um so bemerkenswerther ist, als die überwiegende Mehr- 
heit des Vorarlberger Landtages clerical ist, während Graf Belrupt zu den 
wackersten und standhaflesten Anhängern der liberalen Verfassungspartei zählt. 
Aehnlich ist auch in Salzburg, trotzdem dort die Wahlen clerical ausgefallen 
sind, der Wverfassungstreue Graf Lamberg zum Landeshauplmann ernannt 
worden. Für Böhmen wird der Czeche Klandy zum Ober-Landmarschall- 
Stellvertreter ernannt. Die Erwarlung, daß das Erscheinen der czechischen 
Abgeordneten im böhmischen Landtage zu einem versöhnlichen Zusammen- 
wirken der beiden Parteien auf dem Boden der Verfassung führen werde, 
scheint sich erfüllen zu wollen. Die Erklärung, welche der czechische Ab- 
geordnete Brauner Namens seiner Partei abgibt, unterscheidet sich vortheil- 
Schulthess, Europ. Geschichtolalender. XIX. W. 16
	        
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