Allgemei#e hronik.
reils in allen drei Lesungen erledigt und kann nunmehr an die Be-
ralhung der sog. Steuer= und Wirthschaftsreform gehen.
20. März. [Italien.] Der König begnadigt den von dem Geschwornen=
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gerichte zu Neapel ohne Zulassung von Milderungsgründen zum
Tode verurtlheillen Attenläter Passanante zu lebenslänglicher Zucht-
hausstrase.
„ [Deutsches Reich.] Der Reichslangler beantragt beim Bundes-
rath die Verdoppelung der bisherigen Braustener.
[Dentsches Reich.] Neichstag: das ultramontane Cenlrum er-
vllärt, daß es die Negierung bez. der Schutzzölle unterstützen werde,
7 * sich dagegen bez. der sog. Finanzzölle vorerst freie Hand vor-
ehalte.
" ILenisc es Reich: Preußen.] Minister v. Maybach wird zum Mi-
nister für öfsentliche Arbeiten (Eisenbahnminisler) ernannt.
[Deutsches Reich.] Der Reichskanzler sistirt in Folge des allzu
nngünstigen Eilberkurses bis auf weiteres den Silberverkauf.
Lesterreich-Ungarn: Bosnien.] Die Regierung erläßt eine
neue Ugrardersassung für Vosnien und die Herzegowina.
April. [Deulsches Reich.] Bundesrath: 4 für die Eütertariffrage
eine eigene Commission nieder, ohne sich indessen schon jebt, wie d
Reichskanzler gewünscht hälte, wenigstens im Princip für die gesel.-
liche Regelung des Eisenbahngüter-Tarifwesens zu erklären.
„ Oesterreich-Ungarn.] Der öslerr.-ungar. Botschafter in London
feiert und bekräftigt gelegentlich das gute Einverständniß von Oester-
reich-Ungarn mit England und seiner gegenwärtigen Regierung.
„ Deutsches Reich.) Bundesrath: genehmigt den von der Tarif-
commission vorgeschlagenen Entwurf eines neuen Zolltarifs auf Grund-
lage des Schutzzollprincips und fügt demselben noch einen Kampfgoll=
arlikel bei, der den Bundesrath ermächtigt, die Zölle unter Umständen
auf das doppelte zu erhöhen. Der ganze Zolltarif wird dadurch mit
Einem Schlage auf die Bedeutung von Minimalsätzen zurückgeführt.
Reichstag: vertagt sich gegen den Wunsch des Neichskanzlers bis
zum 28. April. Das ullramontaue Centrum will Zeit gewinnen,
um mit dem Reichskanzler m unterhandeln: gegen anderweitige Con-
cessionen würde es sich auch bereit finden lassen, für die Finanz=
zölle zu stimmen, und sein N an ruft triumphirend aus: die Partei
sei jetzt in den wichtigsten und breunendsten Fragen die „ausschlag-
gebende", sei „Kern nd Mittelpunkt der politischen Gestaltung der
Gegenwart" geworde
[Deutsches Neich Bundesrah= ermäßigt die vorgeschlagene Er-
höhung der Tabaksteuer nicht unwesentlich, genehmigt dagegen die
Nachsteuer und die Licenzstener nach dem Ankrage Preußens.
„ [Aegypten.] Die enropäische Enqnete-Commission hat ihren Bericht
über die Finanzlage fertig gestellt. Aegypten wird darin für zahlungs-
unfähig erklärt. Der Khedive legt den Bericht mit Beschlag.
„I[Deutsches Reich: Preußen.] Der Magistrat von Berlin be-
schließt einstimmig, gegen Bestenerung der nothwendigsten Lebens-
mittel, besonders gegen Getreide= und Viehzölle, eine Petition an den
Neichstag zu richten.
„ [Aegypten.] Der Hipedive setzt, gestüht auf eine angeblich „nationale“
Abrrffo dem Bericht der europäischen Enquete-Commission ein anderes
Finanzproject enigegen, das Aegypten für vollkommen zahlungsfähig
erklärt und die europäischen Gläubiger vollständig befriedigen will.