284 Das deuische Reich und seine einzelnen Glieder. (Nov. 18.)
im Eingelnen vorhanden, so würden sich solche ja in der Commission aus-
gleichen lassen. Die Regierung wüncche eine commissarische Vorberathung und
werde sich annehmbaren Vorschlägen nicht widersehen. Der Minister betrachtet
die Vorlage, die einen Erlrag von 13 Millionen bringen möchte, als einen
Theil der Steuerreform, als den ersien Schritt zur Entlastung der Communen,
den die Regierung thue. „Mochte sie darin nicht gehemmt werden!“
18. November. (Baden.) Eröffnung der Kammer. Thron-
rede des Großherzogs:
Meine Regierung wird mit gleicher Aufmerksamkeit ihre Für-
sorge sowohl den wirthschaftlichen Zuständen des Landes als den religiösen,
siltlichen und geistigen Interessen des Volkes zuwenden, und es wird, so hoffe
ich, den auf den Frieden gerichteteten Bestrebungen meiner Negierung ge-
lingen, auch die bis dahin noch nicht erledigten Fragen in den Verhältnissen
der katholischen Kirche ihrer Lösung näher zu bringen. Das
Sinken der Neinerträgnisse der Staatseisen bahnen erfordert zur Sichrr-
siellung der finanziellen Grundlagen dieses werthvollen Besißthums einen
beträchtlichen Zuschuß aus Milteln des allgemeinen Staatshaushalts. Ein
Theil dieses Erfordernisses wird aus der vom Reich zu erwartenden Ein-
nahmequote gedeckt werden können, ein anderer Theil aber den allgemeinen
Staatshaushalt und zwar um so fühlbarer belasten, als dieser selbst, bei
dem Nückgange der ordentlichen Einnahmen und dem gänglichen Fehlen von
Ueberschüssen aus früheren Jahren, zur Herstellung des Gleichgewichts einer
wesentlichen Vermehrung der Staatseinnahmen benöthigt ist. Wenn diese
Verhälknisse selbstverständlich es bei Aufstellung des Budgets zur Nothwen-
digkeit gemacht haben, in allen Zweigen des öffentlichen Dienstes jede zulässige
Ersparniß eintreten zu lassen, namenllich p7 im außerordentlichen Etat
auch gegenüber mauchen sonst berechtigten Anforderungen eine nicht gewohnte
Zurückhaltung zu beobachten, und wenn es hierbei doch nicht zu umgehen
ist, die Steuerkraft des Landes in erhöhte Mitleideuschaft zu
ziehen, so möchte ich mich um so lieber der Hoffnung hingeben, daß die
Zeit nicht allzuferne sei, in welcher wiederum auf eine Entlastung der
Stenerpflichtigen Bedacht genommen und mit erneuter Zuversicht an eine
ausgiebigere Befriedigung vorhandener Bedürfnisse, sowie an die Ausführ-
ung u neuer, zeitweilig zurückgestellter Unternehmungen herangetreten werden
ann.“
Das Defizit des Budgets für 1880 beträgt 3/8 Mill. + — Die
Stärke der ultramontanen Fraction beträgt in Folge der Erneuerungswahlen
nunmehr 16 Mitglieder, 4 mehr als bisher.
18. November. (Elsaß-Lothringen.) Wahlen zum Landes-
ausschuß. Das Resultat ist ein für die Regierung befriedigendes.
Die große Mehrheit der Körperschaft wird, wenn sie auch Wünsche
hegt, welche die Regierung nicht oder doch wenigstens vorerst nicht
befriedigen kann, sich auf den thatsächlichen Boden stellen und sich
mit der Regierung so weit möglich zu verständigen suchen.
Durch das Gesetz vom 4. Juli 1879 über die Verfassung und Ver-
waltung von Elsaß-Lothringen ist die Zahl der Mitglieder des Landesaus-
schusses auf 58 festgesetzt worden. Es sollten hievon 24 Mitglieder, und
zwar je ein Mitglied in den Gemeinden Straßburg, Metz. Mühlhausen und
Colmar, und 20 in den 20 Landkreisen Eljaß-Lothringens gewählt werden;
da jedoch Straßburg zur Zeit keinen Gemeinderath hat, so ruht für diese