Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zwanzigster Jahrgang. 1879. (20)

378 Großbrillannien. (Juli 4—24.) 
4. Juli. Unterhaus: Chaplin stellt den Antrag auf Einsetzung 
einer Commission zur Untersuchung des Nothstandes der Landwirth- 
schaft, den er dem Freihandelssystem zuschreibt. Bright erkennt eine 
Abhilfe nur in einer Aenderung der bestehenden Bodengesetze. Schatz- 
kanzler Northcote erklärt eine Untersuchung für erwünscht, glaubt 
jedoch nicht befürchten zu müssen, daß sie die Lehren des Freihandels 
abschwächen werde, die zur Wahrheit geworden seien, und bekämpft 
die Anschanungen Brights, die nur geeignet wären, Unheil zu stiften. 
Der Antrag Chaplin wird ohne Abstimmung angenommen. 
8. Juli. Unterhaus: erklärt sich mit 76 gegen 56 Stimmen 
für Errichtung eines Handels= und Ackerbauministeriums. 
9. Juli. Oberhaus: genehmigt auch in zweiter Lesung die 
irische Universitäls-Bill ohne Abstimmung. Die Opposition betont, 
die Vorlage sei ungenügend. Die Regierung weist auf die Unmög- 
lichkeit der Dotirung des confessionellen Unterrichts hin. Falls im 
nächsten Jahr Vorschläge betrefss der Höhe von zu bewilligenden 
Stipendien vorgebracht würden, sei eine Erwägung möglich. Das 
Haus möge dieß als ein Zugeständniß betrachten. 
9. Juli. Lord Salisbury rechtferkigt gelegentlich eines Ban- 
ketts, welches der conservative Verein der City von London zu Ehren 
ihrer confervativen Vertreter im Parlament gibt, die Politik der 
Regierung in der orientalischen Frage und glaubt, daß Europa den 
Beschlüssen des Berliner Vertrags sich fügen und daß das Resultat 
eine Periode der Ruhe sein werde, während welcher der Wohlstand 
und die Industrie sich heben werden. 
23. Juli. Unterhaus: Sir Charles Dilke beantragt eine 
Adresse an die Königin, sie möge ihren Einfluß geltend machen, um 
eine sofortige Ausführung der Berliner Vertragsbestimmungen bez. 
der türkischen Reformen durchzusetzen. Das Haus ist mit dem An- 
trag im wesentlichen einverstanden, ohne jedoch demselben in dieser 
Form zuzustimmen. Unterstaatssecretär Bourke erklärt übrigens be- 
stimmt: „Es ist die Absicht Ihrer Majestät Regierung coute que 
conte, wenn möglich durch Ueberredung und, wenn nicht, durch an- 
dere später zu erwägende Mittel die Ausführung von Reformen in 
der Regierung der Türkei herbeizuführen."“ 
24. Juli. (Afghanistan.) Major Cavagnari krifft mit 
einer ziemlich starken militärischen Begleitung als brittischer Ge- 
sandter in Kabul ein.
	        
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