Fronbreich. (Juni 3—10.) 409
Schlag ist für die Bonapartisten augenblicklich ein betäubender und
fast vernichtender. Nach dem Gesetz ist der Prinz Jerome Napoleon
(Plon Plon), der sich nur geringer Achtung erfreut, das nunmehrige
Haupt der Familie Bonaparte. Der getödtete kaiserliche Prinz hat
jedoch ein Codicill hinterlassen, das seine Ansprüche auf den Sohn
Jerome's, den 17jährigen Prinzen Victor, zu übertragen versucht.
Das Codirill lautet: „Ich brauche meiner Mutter nicht zu empfehlen,
daß sie nichts vernachlässige, um das Andenken meines großen bhrins
und meines Vaters zu vertheidigen, und sie zu bitten, sie möge sich
wärtig halten, daß, so lange es Bonapartes geben wird, die kaleriiche a e Si
Vertreter“ haben wird. Die Pflichten unseres Haufes gegen das Land er-
löschen nicht mit meinem Leben. Nach meinem Tode fällt die Aufgabe, ns
Werk Napoleons J. und Napoleons III. fortzuführen, dem ältesten Sohne
des Prinzen Napoleon zu. Ich hoffe, meine geliebte Mutter wird ihn mit
ihrer ganzen Macht nerstüpen und dadurch uns, die wir nicht mehr sein
werden, diesen letzten Beweis ihrer Liebe geben.“
3. Juni. Kammer: erklärt die Wahl Blanqui's mit 372
gegen 33 Stimmen für ungiltig.
5. Juni. Mit diesem Tage läuft die in dem Amnestie-Gesetz
vom 5. März der Regierung eingeräumte dreimonatliche Frist ab.
Alle nun folgenden Begnadigungen heben nur die Strafe, nicht aber
die geseyzlichen Folgen derfelben (Verlust der bürgerlichen und poli-
tischen Rechte, Stellung unter Polizeiaufsicht u. s. w.) auf. Der
Präsident unterzeichnet vorher noch ein letztes Amnestie-Decret für
235 Communards. Bisher waren deren 12 erschienen; sie umfaßten
3464 Begnadigungen, wovon über 2000 auf Contumacialverurtheilte
entfielen. Es bleiben noch ungefähr 1000 Verurtheilte übrig; unter
ihnen befinden sich gegen 600, die schon früher wegen nicht politi-
scher Verbrechen bestraft, und 200, denen in ihrer Verurtheilung
ebenfalls gemeine Verbrechen, wie Raub, Brandstiftung, Mord, zur
Last gelegt worden sind. Die Zahl der rein politischen Communards,
welche von der Amnestie ausgeschlossen bleiben, wie Felix Pyat,
Vallès, Nochefort 2c., kann sich also auf kaum mehr als 100 bis
150 belaufen. Unter den zuletzt Begnadigten befindet sich Blanqui nicht.
5. Juni. Kammer: Der Handelsminister bringt einen Gesetz-
entwurf ein, der der Regierung die Ermächtigung ertheilt, die be-
stehenden Handelsverträge um 6 Monate vom Tage der Promul-
girung des künftigen neuen Zolltarifs ab zu verlängern.
10. Juni. Der Präsident begnadigt Blanqui. Derfelbe wird
in der Gefangenen-Anstalt in Clairvanx, wo er sitzt, sofort in Frei-
heit gesetzt und begibt sich noch an demselben Tage nach Paris.