Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zwanzigster Jahrgang. 1879. (20)

Monlenegro. (Febr. 2 — Ende Dee.) 523 
der Administrakion gänzlich getrennt werden; es sollen 12 Gerichte . 
Instanz, 1 Appellations= und 1 Cassations-Hof errichtet werden. Der E 
mentarunterricht wird obligatorisch und unentgeltlich sein. Ein jedes # 
vom 8. bis zum 14. Jahre muß die Schule besuchen. Drei Lehrerbildungs- 
anstalten werden das Lehrerpersonal liefern. Eine Ackerbauschule soll dem 
Volke rationelle Landoirthe liefern. Diese und aͤhnliche Reformen bosten 
aber viel Geld, und die sich zunächst aufdrängende Frage ist: auf welche 
Art die Einnahmsquellen des Fürstenthums vermehrt, werden könnten. Eine 
specielle Commission soll sich mit dieser Frage beschäftigen. Nur für Belgrad 
soll ein Gesandter („Poslanik") ernannt und in Gaststt,opel ein Geschäfts- 
träger bestellt werden. 
2.—7. September. Besuch des Fürsten am Hofe zu Wien, 
wo er mit allen Ehren eines Souveräus, der er jetzt ist, behan- 
delt wird. 
20. October. Montenegro läßt der Pforte die Erklärung zu- 
gehen, 15,000 Montenegriner ständen bereit, Gusinje und Plava zu 
besetzen, falls diese Puncte nicht bis zum 27. October freiwillig Seitens 
der türkischen Behörden übergeben würden. 
Mitte November. Die Albanesen widersetzen sich energisch der 
Uebergabe von Gusinje und Plava an die Montenegriner. Diese 
verlängern wenigstens die von ihnen angesetzte Frist bis zum 12. Dec. 
Mukhtar Pascha will die Uebergabe bis dahin mit Gewalt erzwingen. 
Ende November. Mukhtar Pascha hat sich anders besonnen 
oder ist von Constantinopel aus anders instruirt worden und hat 
Gusinje am 24. ds. nicht besetzt. Die Pforte findet, daß es doch 
eigentlich nicht ihre Sache sei, bisherige Unterthanen mit Gewalt 
gegen ihren Willen zur Unterwerfung unter Montenegro zu zwingen 
und Mukhtar Pascha kann sich in diesem Fall auch auf seine Truppen, 
die zum Theil selbst aus Albanesen bestehen, keineswegs verlassen. 
7. December. Die Albanesen greifen bei Welika am Lim die 
montenegrinischen Posten an und es entspinnt sich ein ziemlich hef- 
tiger Kampf. Schließlich gelingt es aber doch, wenn auch nicht 
ohne erhebliche Verluste, die eingedrungenen Albanesen über die 
Grenze zurückzuwerfen. 
9. December. Der Fürst hält feierlich das rusfsische Georgs- 
Ordensfest ab und vertheilt über 200 Georgs-Ordenskreuze, wobei 
er eine Ansprache an die neuen Ordensritter hält. 
Ende December. Die Uebergabe von Gusinje und Plava steht 
noch in weitem Felde; inzwischen fahren Albanesen und Montenegriner 
fort, sich an der Grenze drohend gegenüber zu stehen.
	        
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