84 Das beulsche Reich und seine einzelsen Glieder. (Febr. 20—22.)
lejen, verbinden, so wäre es wünschenswerth, daß die Fraktionen im Inleresse
des allgemeinen Friedens die Fittionen zerstörten, als ob ein Organ dieser
Art jeden Tag in der Kriegelrompete, in der Aufregung, in der Verbreitung
von düsterer Unruhe und Beiürchtung die Meinung einer großen achtbaren
Partei auedrückt. Ich habe ja in diesen Sachen in und außer dem Hause
erleben müssen. daß ein großer Theil der Angriffe, die der Sache gelten sollen,
üch gegen meine Person zuspitzt. Es ist nicht mehr, wie noch vor Kurzem
aui Seiten anderer Parteien, das Forschen in meinem Privatleben nach irgend
einem Stück schmutyiger Wasche, das man auftreiben mochte und nicht findet,
die Reigung, um jeden Preis, weil ich an der Sp 146 des Landes stehe, mir
etwas anhängen zu können, eine Neigung, die sich bis in die richterlichen
Kreise verbreitet hat, sondern es ist das Bedürfniß, mich als einen dilektan-
tischen, wie man sich auedrückt, Genialen hinzustellen — ich verstehe den
Auedruck: auf der Universität würde man wissen, was darauf folgt, wenn
man einen „genial“ nennt? — (Heiterkeit.) Aber, nachdem ich mit dem Abg.
Telbrück 25 Jahre lang ee war im Jahre 1852, wo wir die ersten gemeinschaft-
lichen Arbeiten hatten — an der Vorbereitung und dem Aufbau des deut-
schen Reiches gearbeitet habe, ist doch eine Verstimmung, wie sie der Abg.
Richter zu bemerlen schien, auf meiner Seite wenigstens nicht denkbar. Ich
bin, ehe ich überhaupt ins Amt trat, in derselben Weise beurtheilt worden
in Bezug auf jede politische Befähigung, wie ich jetzt beurtheilt werde in
Bezug auf mein Rechtl, ich möchte sagen, meine Pflicht, in wirkhschaftlichen
Tingen mit ureden. Ich erinnere mich, wie ich nach Frankfurt als Bundes-
tagsgesandter ernannt wurde, kam in den Vlättern, die den politischen Freun-
den des Abg. Richter von damaliger Zeit, vielleicht seinen Bätern und Oheimen,
angehörten, die Bemerkung über mich: „Dieser Mensch würde, wenn man
ihm das Kommando einer Fregatte anvertraute oder eine chirurgische Ope:
ration zumuthete, sagen: Nun, ich habe es noch nicht probirt, ich will es
einmal versuchen.“ Tas war die Schilderung, mil der man mich den dortigen
Kollegen in den liberalen Blällern empfahl. Nun, meine Herren, diese
chirurgische Operation ist nachher zu Ihrer Leseicdigung. wie ich glaube,
volljogen worden. Noch als ich Minister war, stand in den damaligen
Blältern die Wendung: „Wie kann man diesem Menschen die erste Stelle in
DTeutschland anvertrauen?- Ich weiß nicht, ob ich diese Stelle zur Zufrieden-
heil versehen habe, ob der Abg. Richter in seinem absprechenden und weg-
werfenden Urtheile über mich von der Mit= und Nachwelt Recht bekommt,
oder ob mir zuerkannt wird, daß ich, nachdem ich 17 Jahre lang an der
Spitze der gesammten Geschäfte gestanden, auch ein Recht zur Meinung über
wirthschaftliche Fragen habe; darüber erwarte ich getrost das Urtheil meiner
Mitbürger — ich will von der Nachwelt nichl sprechen, Das ist mir zu pa-
tbetisch. Fürst Bismarck (nochmals, auf eine Rede von Wilte-Rostock).
Ich erlaubr= mir nur zwei Bemerkungen zu zwei Stellen des Vorredners:
Erstens klagt der Vorredner mich auch wieder der Genialität und der Sprünge
au. Ich muß bestreiten, daß ich Der bin, der Sprünge macht; ich schlage
bloß die Rücklehr in die altgewohnten Wege von 1823 bis 1805 vor. Wir
haben uns von denselben. 1865 entfernt, aber ich bin auf * Wege der
trivialen Forksehung. Die Versuche lichen in der Zeit, die wir bieher, durch-
gemacht haben; die Prosperität liegt in der Zeit vorher. Ich will nicht,
daß wir gang zurückkommen, ich will nur, daß wir uns annähern. Er steht
es in der Thronrede. Wenn ich den weiteren Beweis dafür heute noch lie-
fern sollte, müßte ich bei der Enkfernung von dem vorliegenden Gegenstande
auf Ihre Nachsicht ebenso rechnen können, wie der Vorredner. Aber in dem
einen Punkte bin ich wirklich sehr neugierig, wenn mich der Vorredner be-
lehren wollte, wie er sich eigentlich eine geheime Gesehgebung denkt, die wie