DHas deuische Reich und seine einzelnen Glieder. (März 18.) 99
die deutsche Production und den Absah der Erzeugnisse der leteren fördern.
In lehterer Beziehung wird es als eine Aufgabe des Tarifgejehes anzusehen
sein, Uebelständen, wie sie in Schädigung deutscher Interessen durch mißbräuch-
liche Anwendung der Differentialtarife zu Gunsten des Auslandes hervorge-
rufen sind, nachhaltig vorzubeugen und für den Verkehr von und nach der
deutschen Grenze Bestimmungen vorzusehen, welche eine willkührliche Begün-
stigung des Auslandes gegen das Inland ausschließen. Ich habe den Antrag
vom 7. Februar unter dem Eindrucke gestellt, daß bisher im Betriebe der
deutschen Bahnen das Streben nach finanziellen Erträgen die Aufgabe der
Förderung der volsswirthichaftlichen Interessen zu weit in den Hintergrund
drängt und daß die nationalen Verkehrsinteressen dem Siege in einer Con-
currenz geopfert werden. welche auf die Dauer den soliden und regelmäßigen
Betrieb der Bahnen selbst gefährdet, jedenfalls aber die Landesinteressen
schädigt, für deren Förderung die Bahnen von den Regierungen gebaut oder
privilegirt worden sind. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme,
daß bisher die Frachten für die Einfuhr fremder Erzeugnisse im Durchschnitt
wohlfeiler sind als diejenigen für die Ausfuhr inländischer oder für deren
Transport von einem dentschen Orte zum anderen. Die Einfuhrprämien,
die auf diesem Wege dem Anslande gewährt werden, die hohe Belastung des
inneren deutschen Verkehrs im Vergleich mit dem Auslandes nach und durch
Deutschland, die Nachtheile, unter welchen die deutsche Ausfuhr nach Westen
durch die hohen Tarife leidet, die sie im Vergleich mit der wohlfeiler beför-
derten Durchfuhr von Osten“ 2 Westen zu tragen hat, lasten schwer auf
unjerem Wohlstande. Die früher so beträchtliche dentsche Ausfuhr nach West-
und Südeuropa erliegt der Concurrenz der ostenropäischen Durchfuhr in Folge
der Begünstigung der letzteren durch die Differentialtarife deutscher Bahnen.
In der Ansgabe der verbündeten Negierungen liegt es meines Erachlens,
diesen Uebelständen nach Möglichleit abzuhelfen und durch Reform dahin zu
streben, daß deutiche Güter auf deutschen Bahnen unter allen Umständen min-
destens eben so günstig behandelt und nicht theurer gefahren werden als
fremde. Dies ist eins der wesentlichsten und meiner Ansicht nach im wirth-
schaftlichen #uteresse das dringlichste unter den Resultaten, welche ich nach
Befehl Sr. Maj,. des Kaisers bei der Verhandlung über den Antrag auf ge-
sebliche Regelung der Tarifverhältnisse zu erstreben haben werde. Indem ich
im Uebrigen auf die Begründung des Präsidial-Ankrages vom 7. v. Mts.
Bezug nehme, beehre ich mich, den Bundesrath um geneigie Beschlußfassung
über denselben ganz ergebenst zu ersuchen.“
18. März. (Deutsches Reich.) Reichstag: die Geschäfts-
ordnungs-Commission des Reichstags beschließt, nur die Bestim-
mungen über die Entziehung des Wortes einer Revision zu unter-
ziehen und von einer allgemeinen Revision der Geschäftsordnung
Umgang zu nehmen.
18. März. (Preußen.) Die Provinziallandtage von Ost= und
Westpreußen sprechen sich, jener mit allen gegen 7, dieser mit 34 gegen
16 Stimmen, gegen die Einführung von Schutzzöllen, namentlich
auf Getreide, Eisen, Holz und Kohlen, aus, da solche eine schwere
Beeinträchtigung dieser Provinzen herbeiführen, ja sogar ihre Lebens-
fähigkeit in Frage stellen würden.
Auf die Miltheilung des Beschlusses seitens des westpreußischen Land-
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