Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

Die Oeflerreichisch-Mngarische Monorcir. (Jau. 31 — Febr. 1.) 325 
welche Graf Taasse ihnen in seiner Verlegenheit gegeben hat. Er lehrte sie, 
um sich des allgemeinen Ansturmes zu erwehren, Eines nach dem Andern 
fordern, und nun fordern sie Eines nach dem Andern. Jede Abumm, 
welche das Ministerium braucht, ist eine Ouelle neuer Verlegenheiten; die 
Schranbe, unter welcher die Regierung sieht und welche nur angezogen zu 
werden braucht, um nene Concessionen zu erpressen, ist eine Schraube 
ohne Ende. 
Das Memorandum der Slovenen legt, nach dem Beispiele der 
Czechen, die Beschwerden auch dieser Nation dar. Dasselbe beginnt selbst- 
verständlich mit einer Verurtheilung des die Interessen der einzelnen Bolker 
in Oesterreich schädigenden Centralisalions-Systems und erklärt, daß nur die 
allgemein durchgeführte „Gleichberechtigung“ zum Heile des ganzen Staates 
führen könne. Troh der Zerstückelung der Slaven haben dieselben alle ihre 
Kräfte darangesetzt, um national unabhängig zu werden. Die slovenische 
Sprache sei angeblich bereits soweit ausgebildel, daß sie in den Schulen 
und Aemtern mit jeder andern concurriren könne. Doch hätte die slovenische 
Nation noch größere Fortschritte gemacht, wenn die ersten Puncte des 
slovenischen Programms, nämlich die Bereinigung aller slovenischen Gebiete 
in eine administrative Gruppe, erfüllt worden wären. Die flovenische Nation 
werde nie von dieser Fordernng, abstehen, welche sich auf das natürliche Recht 
und auf den Umstand stütt, daß der Staat in dieser vereinigten Gruppe 
die sicherste Wafse gegen den Feind im Süden hötte. Die Favorisirung der 
italienischen Sprache bei den Aemtern sei eine Gefahr. Vergeblich haben 
bisher die Slovenen um die Einführung der slovenischen Sprache in Schule 
und Amt petitionirt, weil die Beamten keine Idee von der Sprache haben, 
über welche sie ein Gutachten abzugeben haben. Die Beamten in slovenischen 
Bezirken vergessen, daß die Nation nicht der Beamten wegen da sei, wohl 
aber die Beamten wegen der Nalion. Auch in den Schulen werde die 
slovenische Nation unterdrückt. Die deutsche Sprache werde den Vollsschulen 
aufgedrängt. Die Bürger= und Mittelschulen im Küstenlande seien deutich 
und italienisch. Triest habe keine slovenische Volksschule. Ueberall werde 
daselbst die italienische Sprache eingeführt. In Risano wurde eine italienische 
Classe errichtet. Dasselbe sei in Servola der Fall. Die ganze Action des 
Triester Magistrates bezwecke die vollständige Italienisirung der Stadt und 
der Umgebung. 
31. Januar. (Ungarn.) Die Regnicolar-Deputationen des 
ungarischen Reichstages und des croatischen Landtages haben sich 
über die Zahl der nach Einverleibung der Grenze in den Reichstag 
zu entsendenden croatischen Delegirten geeinigt und dieselben mit 
40 fürs Abgeordnetenhaus und mit 3 fürs Oberhaus festgestellt. 
Die Zahl der Delegirten wird somit nur um 7 vermehrt. 
1. Februar. (Oesterreich.) Reichsrath: Berathung eines 
Wuchergesetzes und Annahme der Hauptbestimmungen desselben in 
der Spezialdebatte. 
Namentlich gelangt das Haus nach langen Verhandlungen ri 
über die Hanptschwierigleit,. die allgemeine Fixirung des Begriffs 
des Thakbestandes des Wuchers in § 1. hinaus und genehmigt Maselden 
unter Ablehnung zahlreicher, theils verschärfender, stheils mildernder, Amende- 
ments nach dem Antrage des Ausschusses. r Debatte constatirt 
Jacques, daß das ganze Gesetz in Wahrheit mr ein volkswirthschaftliches 
  
 
	        
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