Die Oeflerreichisch-Mngarische Monorcir. (Jau. 31 — Febr. 1.) 325
welche Graf Taasse ihnen in seiner Verlegenheit gegeben hat. Er lehrte sie,
um sich des allgemeinen Ansturmes zu erwehren, Eines nach dem Andern
fordern, und nun fordern sie Eines nach dem Andern. Jede Abumm,
welche das Ministerium braucht, ist eine Ouelle neuer Verlegenheiten; die
Schranbe, unter welcher die Regierung sieht und welche nur angezogen zu
werden braucht, um nene Concessionen zu erpressen, ist eine Schraube
ohne Ende.
Das Memorandum der Slovenen legt, nach dem Beispiele der
Czechen, die Beschwerden auch dieser Nation dar. Dasselbe beginnt selbst-
verständlich mit einer Verurtheilung des die Interessen der einzelnen Bolker
in Oesterreich schädigenden Centralisalions-Systems und erklärt, daß nur die
allgemein durchgeführte „Gleichberechtigung“ zum Heile des ganzen Staates
führen könne. Troh der Zerstückelung der Slaven haben dieselben alle ihre
Kräfte darangesetzt, um national unabhängig zu werden. Die slovenische
Sprache sei angeblich bereits soweit ausgebildel, daß sie in den Schulen
und Aemtern mit jeder andern concurriren könne. Doch hätte die slovenische
Nation noch größere Fortschritte gemacht, wenn die ersten Puncte des
slovenischen Programms, nämlich die Bereinigung aller slovenischen Gebiete
in eine administrative Gruppe, erfüllt worden wären. Die flovenische Nation
werde nie von dieser Fordernng, abstehen, welche sich auf das natürliche Recht
und auf den Umstand stütt, daß der Staat in dieser vereinigten Gruppe
die sicherste Wafse gegen den Feind im Süden hötte. Die Favorisirung der
italienischen Sprache bei den Aemtern sei eine Gefahr. Vergeblich haben
bisher die Slovenen um die Einführung der slovenischen Sprache in Schule
und Amt petitionirt, weil die Beamten keine Idee von der Sprache haben,
über welche sie ein Gutachten abzugeben haben. Die Beamten in slovenischen
Bezirken vergessen, daß die Nation nicht der Beamten wegen da sei, wohl
aber die Beamten wegen der Nalion. Auch in den Schulen werde die
slovenische Nation unterdrückt. Die deutsche Sprache werde den Vollsschulen
aufgedrängt. Die Bürger= und Mittelschulen im Küstenlande seien deutich
und italienisch. Triest habe keine slovenische Volksschule. Ueberall werde
daselbst die italienische Sprache eingeführt. In Risano wurde eine italienische
Classe errichtet. Dasselbe sei in Servola der Fall. Die ganze Action des
Triester Magistrates bezwecke die vollständige Italienisirung der Stadt und
der Umgebung.
31. Januar. (Ungarn.) Die Regnicolar-Deputationen des
ungarischen Reichstages und des croatischen Landtages haben sich
über die Zahl der nach Einverleibung der Grenze in den Reichstag
zu entsendenden croatischen Delegirten geeinigt und dieselben mit
40 fürs Abgeordnetenhaus und mit 3 fürs Oberhaus festgestellt.
Die Zahl der Delegirten wird somit nur um 7 vermehrt.
1. Februar. (Oesterreich.) Reichsrath: Berathung eines
Wuchergesetzes und Annahme der Hauptbestimmungen desselben in
der Spezialdebatte.
Namentlich gelangt das Haus nach langen Verhandlungen ri
über die Hanptschwierigleit,. die allgemeine Fixirung des Begriffs
des Thakbestandes des Wuchers in § 1. hinaus und genehmigt Maselden
unter Ablehnung zahlreicher, theils verschärfender, stheils mildernder, Amende-
ments nach dem Antrage des Ausschusses. r Debatte constatirt
Jacques, daß das ganze Gesetz in Wahrheit mr ein volkswirthschaftliches