Die Oesterreichisch-Angarische Monarchie. (März 10—14.) 333
3 Stimmen von der Rechten, wesentlich auf Ablehnung des Antrags
Lienbacher anzutragen.
10. März. (Dalmatien.) Die Bochhesfen der Crivoscie ver-
weigern die auf den 1. Mai angesetzte Soldatenaushebung wie im
Jahre 1869 so auch jetzt wieder.
11. März. (Oesterreich.) Reichsrath: Der Präsident des-
selben, Graf Coronini, ursprünglich der Verfassungspartei angehörig,
der aber durch seine Connivenz gegen die Regierung und die Majo-
rität das Zutrauen derselben vollständig eingebüßt hat, legt das
Präsidium und zugleich sein Abg.-Mandat nieder.
12. März. (Oesterreich = Ungarn.) Zusammentritt der
österreichisch-ungarischen Zollconferenz in Wien, um die Instructionen
für die nach Berlin zu den Handelsvertrags-Verhandlungen ab-
gehenden Delegirten definitiv festzustellen.
Die Instructionen werden im Sinne der von der lepten Zollconferenz
vereinbarten Abmachungen jeslgesegt. Danach werden die österreichisch--
ungarischen Vertreter auf eine Bindung jener Tarifpositionen, bezüglich
deren zwischen Oeslerreich-Ungarn eine Einigung nicht erzielt wurde so
Manufaelurwaaren Mehle, Glaswaaren und Weine, nicht eingehen. Da-
gegen soll der beiderseitigen Bindung der Zollsätze für jene Waaren, an
deren Export Oesterreich und Ungarn gleichmäßig interessirt sind, als Holz,
Getreide und Eisen, zugestimmt werden. Die Zollconferenz läßt sich Meon-
von der Erwägung leiten, daß in Deutschland die bochschntöllnrrüichr
Strömung weitere Fortschritte machen werde. Mit Rücksicht hierauf sei es
immerhin! ein Vortheil für Oesterreich-Ungarn, wenn die bezüglichen Zoll-
sähe in einem Tarifvertrage gebunden und die Monarchie auf diese Weise
durch eine eventuelle Joll ohng. seitens Deutschlands nicht in Mitleiden-=
schaft gezogen werde. Allerdings käme die Bindung der erwähnten Tarife
in erster Linie Ungarn zu statten, während jene Waaren, die speciell für die
österreichische Industrie von Bedenkung sind, der eventnellen Erhöhung des
deutschen Zolltarifs schutzlos preisgegeben wären. Als Compensation für
die Bindung der österreichischen Tarife soll die Lösung der Couponfrage ge-
fordert werden, an der Deutschland ein nicht minderes Interesse habe als
Oesterreich. Denn wenn die Lösung der Couponfrage für Oesterreich und
für Ungarn namentlich mit Rücksicht auf die Verstaatlichung der Eisen-
bahnen von Werth sei, so müsse andrerseits auch Deutschland diese Lösung
wünschen, da sie eine conditio sine S on für den Abschluß eines Rechts-
hilfevertrags sei. Von weiteren Fragen, die in Berlin zur Erörterung
kommen follen, ist die Regelung des Aprrtuwertehrs zu erwähnen. Tutsch-
land,“ meint man in Oesterreich, sieht ein, 1½ die Forderung der Wieder-
einführung des freien Appreturverkehrs ein Ding der Unmöglichkeit ist; doch
verlangt dasselbe eine Ermäßigung des gegenwärtig bestehenden österreichischen
Appreturzolls. Die Zollconferenz. resp. die beiden Regierungen, sind bisher
nicht geneigt, auf die Forderung Deutschlands auch nur im Princip einzu-
gehen; doch hängt die endgiltige Enischließung in dieser Frage wesentlich
von den Concessionen V pelche Deutschland in Betreff des Nohleinenver=
kehrs zu machen bereik ist.
14. März. besterreich) Reichsrath: eine von verschiedenen