384 Dir Oesterreichisch-AUngarische Monarchir. (Nov. 10 —13.)
ein czechisch-feudal-clericaler Ultra ist und überdieß seither noch gar
nicht im Staatsdienste stand.
10. November. (Böhmen.) In Münchengrätz finden wieder
brutale czechische Excesse gegen Deutsche statt.
11. November. (Oesterreich.) Die Frage der Neorgani-=
sirung der Verfassungspartei auf deutsch-nationaler Basis tritt nun-
mehr aus dem Stadium der publicistischen und oratorischen Dis-
cussion in das der practischen Verhandlungen der Betheiligten unter
einander. Die Aufgabe ist, die Spaltungen innerhalb der Ver-
fassungspartei zu beseitigen und dieselbe auf der Grundlage des na-
tionalen Deutschthums und des österreichischen Staatsgedankens der
föderalistischen und flavisirenden Regierungspolitik in einem einzigen
und geeinigten parlamentarischen Parteiclub entgegen zu stellen.
12. November. (Galizien.) Die Resultate der Volkszählung
vom 31. December 1880 ergeben allerdings ein numerisches Ueber-
gewicht der polnischen über die ruthenische Bevölkerung, aber doch
lange nicht in dem Grade, wie es das Verhältniß beider im galizischen
Landtag darstellt, wo die Ruthenen im Grunde gar nichts zu sagen
und die Polen die Herrschaft ausschließlich an sich gerissen haben.
Der Vildungsstand beider ist übrigens nach denselben statistischen
Resultaten ein sehr wenig befriedigender.
Am 31. December 1880 zählte Galizien 5,945,507 Einwohner, von
welchen 2,698,004, also 45.38 Procent, die römisch-katholische Religion,
während 2,516,542, also nur 42,33 Proc., die griechisch-katholische Religion
in die bekreffende Rubrik eingetragen haben. Was die Umgangssprache au-
belangt, haben 3,053,634 Einwohner, also 51.530 Proc., die polnische,
2,550,909, also nur 43.047 Proc. die ruthenische und nur 318,248, d i.
5.370 Proc. die deutsche Sprache als ihre Umgangssprache angegeben. Von
der gesammten Bevölkerung ist nur 11.21 Proc. des Lesens und Schreibens,
7.51 Proc. nur des Lesens kundig, dagegen 81.28 Proc. des Lesens und
Schreibens unkundig. Am günstigsten ist der Bildungsgrad selbstverständlich
in den Hauptstädten Lemberg und Krakau, doch ist dieß nur relativ zu ver-
stehen, weil absolut genommen auch dort die Verhältnisse anderen Kron-
ländern ganz unähnlich aussehen. In Lemberg gibt es 33.260 Proc., in
Krakau 57.30 Proc. des Lesens und Schreibens kundige, 3 94 Proc. und
6.38 Proc. nur des Lesens kundige und 42.80 und 36.32 Proc. des Lesens
und Schreibens unkundige Einwohner.
13. November. (Dalmatien.) Ein k. Handschreiben versetzt
den Statthalter und Militär-Commandanten von Dalmatien, FS M.
Freiherrn v. Rodich, auf seine seit längerer Zeit gestellte Bitte in
den Ruhestand und ernennt den IML. Freiherrn v. Jovanovic zum
Militär-Commandanten in Zara und Statthalter von Dalmatien.
Rodich, der nunmehr vom Schauplaß abtritt, hat eine politische Rolle
gespielt, welche weit über den Nahmen eines Statthalters und Landescom=