394 Die Oesterreichisch-AUngarische Monarchie. (Dec. 5—15.)
Metropoliten von Carlowitz und serbischen Patriarchen gewählt wird.
Die Sitzungen des Congresses werden darauf vertagt bis zum Ein-
treffen des Entscheides der Krone.
5. December. (Oesterreich.) Reichsrath: eine Novelle zum
Wehrgesetz wird als Grundlage der Specialdebatte angenommen,
wofür auch die Linke stimmt. Der Handelsminister legt einen Ge-
setzentwurf betr. den Veredlungsverkehr mit Deutschland vor.
Derselbe bestimmt, daß die bis zum 31. December 1882 in das deutsche
Zollgebiet gesandten Gewebe noch bis längstens 30. Juni 1883 von dort
zollfrei in den Verkehr zurückgebracht werden können Nach dem 31. Dec.
1882 ausgeführle Gewebe unterliegen bei dem Wiedereintritt in österreichisch-
ungarisches Zollgebiet den Bestimmungen des Zolltarifs.
6. December. (Oesterreich.) Reichsrath: lehnt eine Miß-
billigung der Aeußerungen des czechischen Minisiers Prazak vom
3. d. M. mit 161 gegen 113 Stimmen ab, da die Mehrheit in
jenen Aeußerungen nichts Beleidigendes erkennen kann.
8. December. (Oesterreich.) Schauerlicher Brand des Ring-
theaters in Wien. Nicht weniger als 450 Menschen finden dabei
einen jämmerlichen Tod.
9. December. (Oesterreich-Ungarn.) Der neue Minister
des Auswärtigen, Graf Kalnocky, trifft von St. Petersburg, wo er
seine Abberufungsschreiben übergeben hat, über Berlin wieder in
Wien ein.
9. December. (Ungarn.) Unterhaus: Gelegentlich eines
Vertrags über die Auslieferung von Verbrechern provocirt die
äußerste Linke einen gewaltigen Scandal, indem sie den Königsmord
wenigstens halb und halb in Schutz nimmt. Tisza antwortet ener-
gisch, worauf der Abg. Nemeth von der äußersten Linken bemerkt,
die Antwort passe vollkommen in den Mund eines Mannes, der
7 Jahre auf der Oppositionsbank gelogen habe, um dann 6 Jahre
lang auf der Ministerbank betrügen zu können. Eine Conferenz der
Regierungspartei beräth in Folge davon über eine Beschränkung der
Redefreiheit, welche jedoch Tisza entschieden ablehnt.
13. December. (Oesterreich.) Reichsrath: genehmigt die
Wehrgesetznovelle in 3. Lesung mit 164 gegen 127 Stimmen.
Herrenhaus: genehmigt in 3. Lesung die Verstaatlichung der
Westbahn mit einer Mehrheit von 14 Stimmen, zufällig gerade der
Zahl des letzten Pärsschubs.
14—15. December. (Oesterreich.) Reichsrath: ein Antrag
Herbsts, die Antwort des Grafen Taaffe betr. die Länderbank einem