2. Spanien.
10. Januar. Congreß: Adreßdebatte. Der Minislerpräsident
Cauovas erklärt auf eine Anfrage der Opposition in bündigster
Form alle Gerüchte über einen Bund mit Deutschland, um mit
dessen Hilfe die verlorene Großmachtstellung wieder zu gewinnen,
als ungegründet, da er im größten Theile des Landes unpopulär
sein würde, und daß die Beziehungen Spaniens zur französischen
Republik niemals freundschaftlicher gewesen seien als gerade jetzt.
Die große Mehrheit der Presse ist von der Erklärung befriedigt und
erklärt ihrerseits, daß Rationalgefühl. Religion. Geschichte, Handel
und geographische Lage die Nothwendigkeit einer Annäherung oder
wenigstens einer guten Nachbarschaft zwischen Spanien und Frank-
reich nahe legten, ja sogar gebieterisch forderten. Nur ein kleiner
Theil der Conservativen und ihre Organe legen deutsch-freundliche
Gesinnungen an den Tag, wesentlich doch nur aus Abneigung gegen
die republikanischen Institutionen Frankreichs.
19. Jannar. Congreß: nimmt die Antwortsadresse auf die
Thronrede vom 30. December v. J. mit 209 gegen 65 Stimmen
an. Das Ministerium Canovas scheint so aus der Adreßdebatte
neu gefestigt hervorgegangen zu sein.
Inzwischen ist die dynastisch-liberale Opposition offenbar des schüch-
ternen Tones, in dem sie während den früheren begissnlispertoden die Re-
gierungsgewalt begehrt hatte, müde geworden. Während der ganzen Dauer
der rdchen ermüdeten die HH. Leon Castillo, Alonso Martinez und
Sagasta, die hervorragendsten Workführer der Opposition, nicht, mit den
reichen Mitteln ihrer Beredtsamkeit den Beweis zu führen, daß die Haltung
des gegenwärtigen Ministeriums für die Monarchie, Dynastie und die Insti-
tutionen des Reiches gefahrbringend sei und schlossen nach derartigen Prä-
missen regelmäßig mit einer an den König gerichteten Warnung vor den
ernsten politischen Complicationen, welche, in dem Fall als die Constitutio=
nellen nicht vor dem Mai dieses Jahres in den Rath des Königs berufen