Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

456 Franbreich. (Juli 27 — Aug. 3.) 
Linken, 2 25 des linken Centrums, 2 der Rechten und 1 der äußersten Linken. 
Die Minderheit besteht aus 120 Mitgliedern der Rechten, 34 der äußersten 
Linken, 44 der fortgeschrittenen Linken, 3 der binben. 73 Mitglieder ent- 
halten sich und 42 fehlen. J. Ferry meint, daß manche Mitglieder noch 
Tags zuvor ihm gesagt, daß sie für den früheren Wahltermin seien und 
nun dach ihn im Stiche gelassen haben. 
27. Juli. Die insurgirten Araber streifen bis nach Rades 
in der Nähe der Stadt Tunis, selbst Golekta scheint von ihnen be- 
droht zu sein. Die tunisische Insel Dierba wird von den Franzosen 
besetzt. 
28. Juli. Der Senat hat auch seinerseits das Budget für 
1882 erledigt und die Kammer erledigt die noch bestehenden kleinen 
Differenzen in demselben ohne weiteres nach den Beschlüssen des 
Senats. 
29. Juli. Senat: geuehmigt auch seinerseits mit 147 gegen 
111 Stimmen das von der Kammer beschlossene Gesetz betr. Be- 
seitigung der confessionell getrennten Friedhöfe. 
Schluß der Session der Kammern. Das Schulpflichtgesetz, 
über das sich dieselben nicht haben einigen können, bleibt unerledigt. 
1. August. Beginn der Wahlagitation. Daß die Republi- 
kaner einen überwältigenden Sieg erringen werden, steht von vorn- 
herein außer Frage. Die Legitimisten, Orleanisten, Bonapartisten 
und Clericalen sind nachgerade vollständig machtlos geworden. 
„Dieselben geben sich darüber auch selbst keinen Illusionen mehr hin. 
Der „Figaro“ meint, es lohne sich nicht mehr, die conservativen Wahlmani- 
feste zu veröffentlichen. Das Blatt glaubt seinen Lesern schon sehr viel zu- 
zumuthen, wenn es sie mit der Namenslislte der conservativen Candidaten 
behelligt. Das Höchste, was die monarchischeclericale Coalition, meint er, 
noch zu erreichen vermag und wünschen darf, ist, noch einige Vertreter in 
der Kammer zu besihen, um nicht auch barlamentarisch vollständig auszu- 
sterben. Der orleanistische „Soleil“ gesleht: „Die ronservatite Opposition 
ist ohne General, ohne Generalstab und ohne Truppen.“ e besihzt nur 
isolirte Plänkler oder Freischärler. Unter den #enartiss will sogar 
Paul de Cassagnac nichts mehr sein als ein Freischärler oder ein verlorener 
Vorposten. Alles was er von den Kaiserlichen noch erwarlet und verlangt, 
sind ihm persönlich einzusendende Geldunterstützungen, welche es ihm ermög- 
lichen sollen, im Departement Gers wiedererwählt zu werden und den dortigen 
bonapartistischen Posten nicht zu verlieren. Der ehemalige Vicekaiser Ronher 
will gar kein Mandat mehr annehmen. Prinz Jerome Napoleon aber er- 
läßt ein Manifest, in dem er die Republik nicht in Frage stellt und nur 
eine Revision der Verfassung verlangt, die dem allgemeinen Stimmrecht das 
Recht verleihe, sich sein verantwortliches Staatsoberhaupt selbst zu wählen, 
nalürlich ihn selber, obgleich er in Wahrheit gar keinen Credit genießt, 
selbst nicht bei den Bonapartisten. 
3. August. Der Ministerpräsident Ferry weigert sich gegen- 
über den Gambektisten, mit einem festen Regierungsprogramm in 
 
	        
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