gelzien. (April 8 — Juli 22.) 487
hat. Es hat dieß gewiß eine hohe moralische Bedeutung und zeugt vom
Aufschwunge der Geister.
8. April. II. Kammer: genehmigt mit 30 liberalen gegen
27 clericale Stimmen eine Vorlage betr. das Mittelschulwesen
d. h. eine (übrigens noch sehr ungenügende) Vermehrung der Staats-
gymnasien und Gründung höherer Töchterschulen. Der Clericale
Coremans verlangt bei dieser Gelegenheit die Einführung der vlämi-
schen Sprache als Unterrichtssprache für die vlämischen Provinzen
statt der französischen, wofür indeß die Clericalen, so lange sie am
Ruder waren, auch nichts gethan haben.
28. April. In Brüssel und Antwerpen wird von den Radi-
calen eine sehr lebhafte Agitation für Ausdehnung des Wahlrechts
in Angriff genommen, welche zunächst den Streit über das Schul-
wesen etwas in den Hintergrund drängt.
17. Juni. II. Kammer: genehmigt ein neues Naturalisations-
gesetz mit 62 gegen 51 Stimmen. Die Clericalen haben demselben
einen lebhaften Widerstand entgegengesetzt, da sie es nur für ein
liberales Wahlmanöver halten. In Antwerpen namentlich bedürfte
es in der That nur weniger weiterer Stimmen, um eine Verschiebung
der bestehenden Parteiverhältnisse zu erzielen.
1—13. Juli. II. Kammer: Debatte über die Wahlreform-
frage. Janson beantragt die Ertheilung des Wahlrechts an die
sog. Capacitäten bei Provinzial= und Gemeindewahlen. Die Regie-
rung ist über die Frage getheilter Ansicht und spricht sich vorerst
aus Opportunitätsgründen gegen eine Wahlreform aus. Schließlich
erklärt sich die Kammer mit 72 gegen 58 Stimmen „von der Er-
klärung der Regierung Act nehmend, mit der Verweisung des An-
trags an die Centralsection einverstanden.“
4. Juli. Große Volksdemonstration in Brüssel für Wahl-
reform.
15. Juli. II. Kammer: genehmigt die Vorlage der Regierung
betr. Beschränkung der bisher den ständigen Ausschüssen der Pro-
vinzialräthe zustehenden Befugnisse bez. Wahlstreitigkeiten mit knapper
Mehrheit.
22. Juli. Der Provinzialrath des Hennegan beschließt eine
Anleihe von 4 Millionen zu machen, um in der gangen Proving
den Bau von Elementar= und Mittelschulen zu sichern. Dagegen
verweigert der Provinzialrath von OÖstflandern den vom Gouverneur
für den Bau und die Einrichtung von Schulen verlangten Credit