524 Die ollomannische Pforle. (Mai 24 — Juli 26.)
stantinopel unter gemeinschaftlichen Schutz zu nehmen. Die Bot-
schafter befehlen, ihn seiner Behörde auszuliefern, nachdem die Pforte
ihnen die Zusicherung gegeben, daß er seiner Würde gemäß werde
behandelt werden.
24. Mai. Die Botschafter der Mächte haben sich nach län-
geren Verhandlungen endlich mit der Pforte über die Modalitäten
der Abtretung von Thessalien und Südepirus an Griechenland ge-
einigt; eine Convention darüber wird mit der Pforte unterzeichnet
und eine gleiche soll auch zwischen der Pforte und Griechenland ab-
geschlossen und untergeichnet werden.
Ende Mai. Das Verhältniß des Sultans zum Chedive von
Aegypten, der sich bisher geweigert hat, nach Konstantinopel zu
kommen und sich die Investitur zu holen, ist nachgerade ein sehr ge-
spanntes und sogar gereiztes und dieses Verhältniß wird allem
Anschein nach von Frankreich und Cngland heimlich gefördert.
23. Juni. Die Pforte verstärkt ihre Truppengahl in Tripolis
sehr ansehnlich. Die Stellung der Provinz zwischen Tunis und
Aegypten ist nachgerade eine sehr wichtige geworden.
27—28. Juni. Proceßverhandlungen gegen die der Ermor-
dung des Sultans Abdul Aziz Angeklagten.
Mithad P. ist der Theilnahme an der Ermordung und der Ver-
schwörung mit andern angeklagt, die Prinzen der kais. Familie, worunter
auch den jehigen Sultan, zu versammeln und auch sofort zu ermorden.
Mithad vertheidigt sich mit Stolz und großem Freimuth: er erklärt die
ganze Geschichte der Ermordung für ein Lügengewebe von Anfang bis zu
Ende. Das Gericht nimmt jedoch die Ermordung an und verurtheilt zwei
der Angeklagten zu 10jähriger Zwangsarbeit, die übrigen, wornnter Milhad
und die beiden Schwäger des Sultans, zum Tode. Das Verfahren des Ge-
richtes macht übrigens den Eindruck der Unparteilichkeit. Der Präsident ge-
stattet den Angeklagten volle Freiheit in ihrer Vertheidigung und unter-
bricht dieselben niemals. In Europa kann und will man indeß nicht an
die Schuld Mithad's glauben.
2. Juli. Die griechisch-türkische Convention bez. Abtretung
von Theslfalien und Südepirus wird unterzeichnet. Die Räumung
von Südepirus beginnt an demselben Tage unter Leitung einer
internationalen Commission.
9. Juli. Der Cassationshof bestätigt das Todesurtheil gegen
Midhat Pascha und Genossen.
26. Juli. Die Todesstrafe gegen Midhat Pascha und Ge-
nossen wird vom Sultan in lebenslängliche Festungshaft umgewan-
delt, und die Verurtheilten werden schon am folgenden Tage nach