Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

Dit ollemannische Psorle. (Ende Juli — Mitte Sepl.) 525 
dem südlichen Arabien eingeschifft, um nach Taif bei Mekka ge- 
bracht zu werden. 
Ende Juli. Die Räumung von Südepirus und die Abtretung 
desselben an Griechenland ist vollendet. 
— Juli. Durch das Vorgehen der Franzosen in Tunis ist 
die ganze islamitische Welt in Aufregung gerathen, zumal in ganz 
Nordafrika, und man fängt an von einem Panislamitismus und 
einer panislamitischen Bewegung zu sprechen, deren Fäden in den 
Händen des Sultans zusammenlaufen sollen. 
Ende August. In Konstankinopel treten Delegirte der euro- 
päischen Gläubiger zusammen, um mit der Pforte über eine wenig- 
stens theilweise Wiederaufnahme der Zahlungen für die Staatsschuld 
zu verhandeln. Die Pforte wünscht ihrerseits eine gleichzeitige Re- 
gelung der schwebenden Schuld und der russischen Kriegsentschädigung. 
Die Forderungen der europäischen Gläubiger und die der Bankiers 
von Galata müssen fast gleichzeitig geregelt werden, weil beide zum Theil 
auf dieselben Einnahmen der „Hforte Anspruch zucher Leicht wird es frei- 
lich nicht sein; denn für ca. 2 Mill. P., welche die Pforte von den Bankiers 
effectio erhalten hat, fordern diese jetzt eine Entschädigung von ca. 8 Mill. 
# aber Rußland betrifft, so fürchtet die Pforte nicht ohne Grund, daß 
dasselbe im Angenblick, wo ein Ausgleich mit den Bondholders zu Stande 
käme, mit seinen Ansprüchen unvermuthet auftreten und jedes getroffene 
Arrangement in Frage stellen könnte. Daß die Pforte aufrichtig geneigt 
und bestrebt ist, die europäischen Gläubiger gufrieden zu slellen, scheint außer 
Frage. Es ist dieß ein Näthsel, das sich aber dahin lösen läßt: die Pforte 
möchte den Gläubigern so viel wie möglich geben und noch viel mehr ver- 
lorechen, wenn man ihr wieder für etliche Millionen Credit gewähren würde. 
Denn überflüssiges Geld hat sie durchaus nicht, steckt vielmehr forlwährend 
in der ärgsten Finanzklemme. Es ist daher sehr fraglich, ob sie einen Aus- 
gleich, auch wenn er wirklich zu Stande kommen sollte, wird halten können. 
Jedenfalls liegt ein gewisser Humor darin, daß zur nämlichen Zeit, in der 
die Delegirten in Konstankinopel angekommen sind, der türkische Staatsschatz 
nicht einmal so reich ist, um die großherrliche Civilliste bestreiten zu können, 
von anderen Zahlungen, die natürlich alle hinter die Ansprüche des Sultans 
rangiren, har nicht zu reden. Die Pforte wünscht indeß dringend einen 
Ausgleich irgend welcher Art, weil sie fürchtet und zwar mehr als alles 
Andere fürchtet, die Mächte könnten am Ende gelegentlich daran denken, 
durch Einsehung einer europäischen Commission ihre Finanzen wie in Egypten 
ganz unter ihre Controle zu nehmen und damit ihrer Selbsländigkeit von 
dieser Seite her mit Einem Schlage ein Ende zu machen. 
15. September. Die Räumung von Thessalien und die Ab- 
tretung desselben an Griechenland ist vollendet; doch bleiben noch 
einige untergeordnete Differenzen über die Grenzlinie. 
Mitte September. Die Vorgänge in Aegypten (s. d.) nehmen 
das höchste Interesse der Pforte in Anspruch. Im übrigen Europa 
nimmt man vielfach an, daß sie denselben nicht fern sehe. daß sie 
Schulthess., Europ. Geschichtskalender. XXII. B.
	        
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