Die Oesterrtichisch. Ungarische Uonarchit. iAnj. Febr.) 181
Dalmatiens das Teutsche als Sprache des inneren Dienslverkehrs
vorschreibt. Die Kroaten Dalmatiens erheben darüber einen wahren
Heidenlärm und behandeln den Statthalter wie einen Abtrünnigen
und Verräter an der slavischen Sache.
Anf. Februar. (Oesterreich.) Skandalöse Bestechungsaffaire
des polnischen Reichsratsabg. v. Kaminski, die er ungeschickter Weise
durch eine Klage selbst aus Licht bringt. Die Sache macht mit
Recht gewaltiges Aufsehen. Der Polenklub beschließt im ersten
Schrecken eine förmliche „Entrüstungs-Resolution“ und zwingt Ka-
minski und feinen Advokaten, den gleichfalls dem Polenklub ange-
hörigen Abg. v. Wolski zu sofortiger Niederlegung ihrer Mandate.
Die Ghatsochen sind für die gegenwärtigen Zustände in Oesterreich
überaus charakteriftisch. Es handelt sich um die galizische Transversalbahn,
deren Bau im Dezember 1881 vom Neichsrat beschlossen worden war. Dabei
wurde in den Berichten der Ausschüsse beider Häuser desjelben betont, daß
die Bahn jedenfalle nur im Wege der Staateregie bezw. der Vergebung
kleiner Arbeitslose, in keinem Falle aber im Wege einer Generalbaunnter=
nehmung hergestellt werden solle, da sich das erstere System weit besser be-
währt habe als das letztere. Er handelte sich uun darum, den Ban der
Bahn trotzdem doch einem Generalunternehmer und zwar einem Baron
Schwarz gegen ein Antes Trinktgeld zu verschaffen und das unternahm der
Abg. Kamünstki durch seinen „Einfluß“ sowohl in Galizien als in Wien zu-
stande zu bringen, wogegen ihm, wenn es gelinge, der UAaron Schwarz ein
Trinkgeld von 37% von der ganzen Bausumme versprach. Der rastlosen
Thätigkeit und dem Einflusse des poluischen Abgeordneten gelang es auch
wirklich, daß der Bau gegen den Willen des Reichsrats und der öffentlichen
Meinung doch wieder nicht in kleineren Arbeitslosen, sondern einem General-=
unternehmer übergeben wurde und daß bei der öffentlichen Offerlverhand-
lung derselbe dem Baron Schwarz als dem infolge gewisser Manipulationen
Mindestfordernden zugeschlagen wurde. Die Baufumme betrug 21 Mill. Gul-
den, das Trinkgeld zu 77, davon also die artige Kleinigkeit von 625, 000 Gul-
den. Leider wurde aber der Abg. v. Raminski um diesen Lohn seiner „Thätig-
leit und seines Einslusses“ schließlich geprellt. Als es ans Bezahlen des
Trinkgeldes kommen sollte, wußte Baron Schwarz den Raminski erst hinzu-
halten und händigte es dann nicht diesem ein, sondern deponierte die Summe
von 625,000 Gulden unter dem Titel von „Vorauslagen“ bei der „Länder-
bank“. Was nun mit den 625.000 Gulden geschah und wer sie erhielt,
bleibt vorläufig Geheimmis. Genug, Raminski wurde um sein Trinkgeld
geprellt: es gab Weilerungen und Streitigkeiten und er follte am Ende un
lumpigen W’w-wä • Gulden abgefunden werden, was er zurückwies.
es vor, eine gerichtliche Klage einzureichen und in dieser ausführlich selon
Zu erzählen, in welcher Weise er alle seine „Thätigkeil“ und seinen „Ein-
fluß" ausgewendet habe, um in erster Linie die Generalentreprise durch n-
setzen und in zweiter dafür zu forgen, daß Baron Schwarg das geringste
Oifert stellte und ihm so ichließlich den Bau in die Hände zu spielen, natür-
lich ohne bezüglich der heikelsten Punkte Namen zu nennen. Es liegt auf
der Hand, daß er besser getban hätte, zu schweigen: die Geschichte macht
ungeheures Auffehen, die Presse bemächtigt sich derselben, der Polenklub des
Reichsrats fühlt sich in mehreren seiner Mitglieder betroffen und glaubt sich
wehren zu müssen. Natürlich; denn der Polenklub spielt zur Zeit die in