Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1883. (24)

3. Großbritannien. 
3. Januar. (Agypten.) Der Minister des Auswärtigen, 
Lord Granville, richtet eine Zirkulardevesche an die Großmächte mit 
Mitteilungen und Vorschlägen betr. die Neuorganisierung des Landes. 
Die Depesche scheidet von vorneherein die Angelegenheiten Agyptens 
in solche, welche dir innere Verwaltung betreffen, bezüglich welcher Eng- 
land mehr oder weniger freie Hand in Anspruch zu nehmen scheint und über 
welche es daher den Mächten nur Mitteilungen macht, und in solche, welche 
auch andere Länder betreffen und „somit Gegenstand der Einwilligung 
oder Mitwirkung der europäischen Mächte bilden“. Denn „obwohl für gegen- 
wärtkig eine britische Truppenmacht in Agypien verbleibe zu Aufrechterhaltung 
der öffentlichen Sicherheit, so hege doch die Regierung Ihrer Majestät den 
Munsch, dieselbe zurückzuziehen, sobald der Zustand des Landes und die 
Organisation der eigenen Mittel jür die Aufrechthaltung der Antorität des 
Khedive dies gestatten würde“. Die beiden Teile werden aber nicht scharf 
auseinandergehallten. so daß England immerhin ein großer Spielraum für 
die Wahrung und Verfolgung feiner speziellen Interessen bleibt. Eine Aus- 
nahme macht nur der Snegkaual, indem behufs jreier und ungehinderter 
Schiffahrt auf demselben den Mächten ein sörmliches übereinkommen in 
8 Punkten vorgeschlagen wird. Ferner meint die englische Regierung, daß 
in der Verwaltung der Dairagüter und anderer Zweige des öffentlichen 
Dienstes im einzelnen eine größere Sparsamkeit und Einjachheit eingeführt 
werden könnte, ohne die Sccherheit der Gläubiger zu vermindern. „Wir 
hoffen in kurzem in der Lage zu sein, den Mächten bestimmte Vorschläge in 
dieser Richtung machen zu können.“ Zunächst wird nur bemerkt, daß eine 
gleichmäßige Aestenerung der Einheimischen und der bisher von Abgaben 
befreiten Fremden billig und wünschbar wäre. Im Ferneren wird die vor- 
läufige Verlängerung der gemischten Tribunale auf ein Jahr vorge- 
schlagen. Beg. der ägyptischen Armee hält es die Depesche aus Gründen 
der Sparsamkeit und der Klugheit für wünschenswert, daß dieselbe nur 
schwach sei und die Pflicht, die Ordnung im Lande aufrechtznerhalten. soviel 
als möglich einer eigenen Gendarmerie und Polizei überlassen bleibe. Der 
Khedive und seine Minister haben den lebhaften Wunsch ausgedrückt, daß 
man ihnen eine Anzahl brilischer Offiziere für gewisse Stellen in der Armee 
überlasse, die dem Oberbefehle des Khedive unterstehen wird, und Ihrer Maj. 
Regierung ist bereit, diesem. Wunsche zu willfahren, und zwar nach einem 
Systeme, das Saypischen # Offizieren die Beförderung zu einigen höheren 
Stellen offen läßt. Die Einzelheiten des Systems werden noch beraten, aber 
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