Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1883. (24)

Großbrilannien. (Sept. 10 15.) 277 
sation ()) gebrauchen, um zu seinem Ziele zu gelangen. Die Rede wird mit 
wildem Beifall ausgenommen. 
10.—15. September. Kongreß der Gewerkvereine in Notting- 
ham. Derselbe genehmigt einen von dem bekannten Agraragitator 
Arch gestellten Antrag zu Gunsten radikaler Reformen in den Boden- 
gesetzen nach längerer Debalte mit 90 gegen 31 Slimmen. Ferner 
werden Beschlüsse zu Gunsten besoldeter Verkreter der Arbeit im 
Parlament, der Ausdehnung des Städtewahlrechts auf die länd- 
lichen Kreise und der Abschaffung der unbesoldeten Friedensrichter 
gefaßt. 
Während dessjelben hält Fr. Harrison einen Vortrag über das Wirken 
und die Fortschritte der Trades' Unions während der letzten 16 Jahre, um 
nachzuweisen, daß diejelben von den ihnen gewährten Komzessionen einen 
weisen und gemäßigten Gebrauch gemacht haben. Sie haben freundliche Be- 
jiehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitern zustande gebracht und nirgende 
habe sich der Rampf zwischen Arbeit und Napital in einer weniger aluten 
zorm vollfogen, als in England. Seit ihrem sechzehnsährigen Bestehen habe 
sich die Zahl der VDereine Uum 7 Prozent und die Zahl ihrer Mitglieder um 
100 Prozent (von (/0,000 auf 120.000) vermehrt. Ihr Vermögen habe sich 
seit 1867 trotz vieljähriger Stockung von Handel und Gewerbe ebenfalls ver- 
s- Die sieben größten Gewerkvereine haben nahe#u 2,000,000 Pfd. Sl. 
für die Unterstützung ihrer Mitglieder veransgabt, und versügen doch noch 
über ein Barvermögen von ½#/0,0000 Pfd. St. Harrison stellt schließlich in 
Abrede, daß diese Vereine lediglich das Mittel seien, durch welches Strike 
organisiert werden können. In den letzten 1/ Jahren betrugen die Aus- 
gaben für Strikes nur 1 Prozent, während 90 Prozent für wohlthätige 
Zwecke gespendet wurden. 
Mitte September. (Australien.) Sämtliche australische Ko- 
lonien und Neu-Sceland haben sich bereit erklärt, Abgeordnete zu 
einer anfangs Dezember zu haltenden Konferenz zu senden, auf der 
eine staatliche Vereinigung derselben in einen Staatenbund ange- 
bahnt werden soll. 
Die Einwohner der australischen Kolonien geben sich bez. der Folgen 
dieses Schrittes den allergrößten Erwartungen hin. „Von allen Seiten“, 
meinen sie, „wird die Wichtigleit dieses großen Unternehmens anerkannt, von 
dem die Zukunft eines australischen Staates und Volkes abhängt und mit 
dessen ersehntem Gelingen Anstralien in die Reihe der Nationen als selbst- 
ständige# Glied eintritt, wenn es einstweilen auch noch unter der Schuß- 
herrschaft Groß#britanniens verharrt, von dem sich zu trenuen gur Zeit auch 
nicht die geringste Veranlassung vorliegt. Die so sich bildende Nation ge- 
hört verhältniemäßig zu den wohlhabendsten und enthält alle die Beding- 
ungen, welche zu einer großen Zukunft berechtigen. Schon jetzt zählt die 
Bevölkerung der Kolonien zusammen gegen 3 Millionen europäischer A 
kunft, die sich bloß durch die Geburten in einem Vierteljahrhundert vielleicht 
schon auf ekwa 40 Millionen vermehren werden. Amerila gählte kaum 
2 Millionen, als es sich frei machte und von da ab zu der großartigen 
Entwicklung sich erhob, welche die Welt in Verwunderung seht. Es handelt 
sich bei der erwähnten Kouferenz zunächst nur um eine Vereinigung in Betreff