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die Vollemassen selbst zu Mitregenten, zur eigentlichen Regierung Frankreichs
zu machen. Dahin geht alles Trachten der radikalen Presse und ihrer Führer,
denen die Reminiszenzen des Konvents von 1792 umvertilgbar im Sinne
liegen. Dahin zielt der stete Ruf nach „Revision“ der bestehenden Verfassung
mit dem Hintergedanken der Beseitigung des Senats und Herbeiführung des
Einkammersystems, wobei man sich. fürs erste auch begnügen würde, die Rechte
des Senats bis zur vollständigen Ohnmacht dieser Körperschaft einsuschränkn,
um sodann bei erster Gelegenheit gangz mit ihr aufzuräumen. Die „Regie-
rung des Volkes durch das Volk“, wie die Phrase lautet, soll zur Wahrheit
werden. Die Regierung als solche würde dabei wesentlich gauz wegfallen
und bliebe nur als komplizierte Verwaltungsmaschine übrig, in die indes
natürlich Heichfall- jeden Augenblick, d. h. so bald und so oft es die „Wohl-
sahrt des Volles“ verlangen würde, eingegriffen werden könnte. Damit kann
teine Negierung, die auch nur eine Idee ihrer Aufgabe hat, einverstanden
sein. In Frankreich aber wird jeder Widerstand gegen jene Tendenz jeder
Regierung ganz ungemein erschwert durch den Präsidenten der Republik
Graa vy, dessen Ehrenhaftigkeit niemand anzutasten wagt, der aber seine Auf-
gabe in einer Weise auffaßt, die jenen Tendenzen nur förderlich sein kann,
da er nicht nur seinerseits jedes entscheidende Eingreifen in die Regierung des
Landes grundsäßlich und ängstlich vermeidet, sondern auch dem Mie
keinerlei Rückhalt gewährt.
2.— 5. Oktober. Ausbruch einer Ministerkrisis infolge der
Vorgänge beim Besuch des Königs von Spanien. Das Ministerium
verlangt den Rücktritt des radikalen Kriegsministers Thibandin und
daß der Schwiegersohn Grevys, Hr. Wilson, seine Thätigkeit gegen
das Ministerium im Elysee und vom Elysce aus einstelle. Thibaudin.
muß schließlich wirklich weichen und nimmt seine Entlassung, Hr.
Wilson geht für einige Zeit aufs Land und Grovy wechselt seinen
Privatsekretär nach dem Willen Ferrys. Die Radikalen sind über
die brüske Beseitigung Thibandins sehr erbittert.
4.—10. Oktober. Das spanische Ministerium Sagasta ver-
langt von der französischen Regierung Genugthuung für die dem
König in Paris zugefügte Beleidigung. Alles was es erreichen
kann, ist indes die teilweise Veröffentlichung der von Grévy münd-
lich gemachten Entschuldigung in der offiziösen Agence Havas, was
man in Spanien doch nicht für genügend erachtet.
9. Oktober. General Campenon wird an die Stelle Thibau--
dins zum Kriegsminister ernaunt. Derselbe hatte die Stelle schon
einmal während des kurgen Ministeriums Gambetta bekleidet.
11.—15. Oktober. Ferry besucht Rouen und Havpre, wo er
von den Behörden feierlich empfangen wird und wo ihm zu Ehren
große Bankette gegeben werden. Er ergreift diese Gelegenheit, um
offen mit den Intransigenten und Radikalen zu brechen.
Der Kern seiner Neden geht an beiden Orten dahin: die Republik
müsse regiert werden; die Intransigenten hätten durch ihre Beschimpfungen